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Wurzeln, junge, schlanke Bäumchen umgebeugt, und die Bauern glaubten – in solcher Jahreszeit an Blitz und Donner nicht gewöhnt –, die Bäume stehen im Feuer. – Ach was ist der Mensch, daß Du sein gedenkst, und des Menschen Kind, daß Du Dich sein annimmst? – Nachdem ich mich beim guten Ebersperger in Mannhof getrocknet, gieng ich unter Sternenschimmer weiter. Dabei gab der Blitz oft meinen Gebeten um Erhörung Antwort mit sanftem Wetterleuchten.

 Ach Herr! ehe ich das Leben in Dir gefunden, nimm mich nicht von der Welt! Laß mich selig sterben! – Selig sind die Todten, die im Herrn sterben! Amen.




 Meine liebe Doris!

 Alle Eure Sorgen werfet auf Ihn, den Herrn, der Euch gemacht hat.

 Warum soll ich mich vor Gott im Wetter fürchten? Er kann im sanften Schlafe dem Herzen Einhalt thun, daß es stille steht. In Seine Hände befehle ich meinen Geist. Er hat mich erlöset der treue Gott. (Ps. 31, 6.) Der Blitz über dem wogenden Flußthal, der Donner zu meinen Häupten, der Sturmwind, der meine Füße zum Gleiten bringen wollte, das ganze furchtbare Wetter hatte meine einsame Seele an ihre Sünden erinnert. Darum erinnere ich mich nur des Gebetes: „Straf mich nicht in Deinem Zorn!“

 Aber einen Augenblick währet die Noth, und bald kehret der Friede und die Freude wieder ein. Als das Wetter zu Ende war, gieng ich in ein Bauernhaus und ließ meinen Mantel abtropfen. Denn da ich auf ganz freiem Feld, neben dem Flusse hingieng, hatte ich den Regen, den der Sturmwind jagte, gleich vornweg. Aber vielleicht ist mir gerade in diesem Bauernhaus Gelegenheit gegeben, den Samen des göttlichen Wortes