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Seinen mit ihnen am Sonntag nach der Kirche heiterer heim. Ich werde nun diesen äußerst merkwürdigen Fall genau beschreiben und mit meinem Gutachten an drei verschiedene Aerzte, welche Erfahrung darin haben, an Heinroth in Leipzig, an Kerner und an Dr. Reuter in Nürnberg schicken, um nach Empfang der Antworten einen bestimmten Heilungsgang einschlagen zu können. Gibt der Herr Gnade, so berichte ich Dir dann weiter.

 „Unter dergleichen Fällen wird es mir empfindlich, daß die Hauptwissenschaften der Theologie, die praktischen, freilich die mühsamsten, welche sich auch nicht blos in der Studierstube oder auf der Kanzel und in Kinderlehren herausbringen lassen, in neuerer Zeit so gar verlassen und unangebaut sind. Ich will mich nun einmal darüber machen und im nächsten Jahre im Correspondenzblatt die Hauptstücke dieser Wissenschaft aus den Alten und den vielen katholischen Pastoraltheologien referierend und würdigend zur Aufmunterung meiner Brüder im Amte und meiner eigenen Gründung vortragen. Erbitte Du, mein Theurer, mir hiezu Gottes Segen, Licht, Klarheit, Kraft und Demuth.

Dein 
W. Löhe.“ 


 Was Löhe’s geistliche Wirksamkeit in Bertholdsdorf und deren Erfolg anbelangt, so finden wir in seinen Tagebüchern aus dieser Zeit häufigere Klagen als früher über den sittlichen Zustand der Gemeinde und ihre Unempfänglichkeit, ja ihren Widerstand gegen Gottes Wort. Oft jammert er über das arme Dorf, das geistlich und leiblich mit Recht ,Bettelsdorf‘[1]


  1. So wird nämlich im Mund des Volks der Name Bertholdsdorf ausgesprochen.