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des Hügelzuges gehen. Dicht unter dem Pfarrgarten ringsher liegt ein Baumgarten, über dessen Aeste zwar nicht, aber durch dessen Aeste man vom Pfarrgarten aus lieblich ins Thal schauen kann. Man hat viel schöne Spaziergänge in Bertholdsdorf – als z. B. zu fünf lauteren Quellen von gesundem Wasser, welche im Thale fließen. Die Parochialorte sind sämmtlich schöne Spaziergänge und keines, mit Ausnahme eines einzigen, über eine halbe Stunde entfernt. Eine halbe Stunde weit ist auch der still und schön gelegene Edelsitz des Herrn von Axthelm, Oberpostmeisters in Nürnberg, genannt Jakobsruhe. Des Verwesers Lieblingsruhe und Jakobsruhe oder Bethel ist aber Bertholdsdorf und sein Gärtchen, wo die Lilien Gottes von heidnischen Sorgen und Gottgelassenheit reden.

 „Unter der Woche geht der Verweser vom Montag bis Donnerstag täglich drei Stunden in die Schule, zuerst von sechs bis acht Uhr, das zweite Mal gegen ein halb zehn Uhr. Nach Tisch geht er in Begleitung seines Schullehrers, wenn kein Hindernis dazwischen kommt, täglich zwei, drei, vier Stunden auf Hausbesuche. Abends sitzt er im Garten und trinkt ein oder zwei Gläser Wasser neben seinem Schullehrer und Gemeindepfleger, und wenns um neun Uhr zum Gebet läutet, geht er in die Kirche – aber nicht allemal – stellt sich an den Altar oder auf die Kanzel und denkt gewöhnlich an Nichts, als etwa, daß es so still ist und die zum Gebet läutenden Kinder des Schullehrers so sanft athmen und so heimisch thun.

 „Am Mittwoch, Morgens fünf Uhr, wird das Zeichen zur Gebetsvorbereitung mit der Glocke gegeben, um sechs Uhr läuten alle Glocken zusammen, dann singt der Verweser auf dem Altar das Kyrie eleison und Litanei und die Schule singt entgegen. Dann verhört und erklärt er Luthers Katechismus und Sprüche. Am Freitag ist abermals Betstunde, in welcher zuerst für alle