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finden, und übrigens wurde dieser Briefwechsel schon Anfangs 1836 auf Wunsch des Herrn F. Andreae abgebrochen, der sich weitere Briefe des Herrn Verwesers aus dem Grunde verbat, weil durch dieselben seine Tochter in ihrem Entschluß bestärkt würde, sich gänzlich von allen weltlichen Vergnügungen zurückzuziehen, was er nicht mehr zugeben könne und werde. Uebrigens würde er sich freuen, wenn die Verhältnisse sich so gestalten wollten, daß der Herr Verweser sich an Ort und Stelle durch den Augenschein überzeugen könne, daß weder Frankfurt und noch weniger sein Haus eine Hölle sei. Löhe gab dem Vater auf der Stelle sein Wort, nicht mehr an seine Tochter zu schreiben. Sein Stillschweigen gegen Helene dauerte vom Februar 1836 bis April 1837. Ganz leicht wurde ihm die Befolgung dieses Verbots nicht. „Es thut eben all dergleichen wehe“, schrieb er beim Empfang des Andreae’schen Briefes in sein Tagebuch; doch obgleich oder vielleicht gerade weil er sich damals über die Art seiner Gefühle für Helene Andreae klar wurde, war er von nun an desto ängstlicher bestrebt, auf sein Verhältnis zu ihr, das bisher ein rein seelsorgerliches gewesen war, keinen Schatten fallen zu lassen. Als daher die Verhältnisse der Frau Andreae ihr einen Aufenthalt außerhalb Frankfurts rathsam erscheinen ließen, suchte Löhe mit allem Ernste zu verhindern, daß ihre Wahl nicht auf Nürnberg oder sonst einen Ort in seiner Nähe fiele. Den Brief, in dem er dies thut, halten wir hier für mittheilenswerth, weil er zeigt, mit welch selbstverleugnender Strenge er seelsorgerliche Verhältnisse von allen persönlichen Wünschen und Interessen unabhängig zu erhalten wußte.


Altdorf, den 3. December 1835. 

 „Sehr wichtig ist für Sie und Helene die Wahl des Ortes, der Ihr Ruheplatz werden soll. Lassen Sie mich, werthe