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Altdorf.

 Am 22. September 1835 traf Löhe in Altdorf ein. Sein Aufenthalt hier währte knapp sieben Monate, denn am 22. April des nächsten Jahres zog er bereits als Verweser in Bertholdsdorf ein. Die ersten Eindrücke, die er von Altdorf empfieng, und die Hoffnungen, die er an seinen Aufenthalt für die Zukunft knüpfte, sind in einem Briefe an Frau L. Andreae ausgesprochen, welchen wir hier mittheilen.

 „Altdorf ist der ehemalige Nürnbergische Universitätsort, eine schöne, kleine, alterthümliche Stadt in einer lieblichen hügelreichen Gegend. Die Kirche, in welcher ich alle Sonntage Nachmittags um dieselbe Zeit wie bei St. Aegidien predige, ist prächtig und groß. Gleich hinter derselben ist mein Pfarrhaus, welches vorn und hinten zwei Gärtchen mit Brünnlein hat. (Schade, daß es Winter wird!) Das Pfarrhaus ist recht schön. Unten gebe ich meinem Bedienten ein Zimmer, oben richte ich mich in dreien ein, ein großes, die Pfarrstube, ein kleines, meine Schlafkammer, ein drittes für meine Besuche, deren ich hoffentlich manche bekomme, da Altdorf nur vier Stunden von Nürnberg, also nur sechs von Fürth liegt. Meine Einrichtung wird so priesterlich sein, als es für einen Verweser, der bald – nach längstens sechs Monaten – weiter geht, thunlich ist. Dicht an meinem Hause steht das Haus eines greisen dritten Pfarrers, der aber seine Pfarrei eigentlich in Altenthann hat und hier blos wohnt, um auszuhelfen, wenn die beiden Geistlichen zu