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mir ein königliches Consistorium, mein dem kranken Pfarrer Glaser zu Behringersdorf gegebenes Wort, ihn bis Juli zu vertreten, – zu halten, und als dessen Vicar schreibe ich diesen unbedeutenden Lebenslauf.

 „Ich habe Gelegenheit gehabt, in allerlei Praxis des Amtes in meinen verschiedenen Anstellungen, durch den Umgang mit erfahrenen Geistlichen und durch von Gott geschenktes Zutrauen vieler Menschen manche Erfahrung zu sammeln, die mir das geistliche Amt in seiner Würde wie auch in seiner Bürde deutlich zeigt. Ich habe mein Leben und die wenige Kraft dem praktischen Amte gewidmet, wie geschrieben ist: ,Eins bitt ich vom Herrn, das hätte ich gerne, daß ich bleiben möge im Hause des Herrn mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu besuchen.‘ Psalm 27, 4.

 „Bei diesem vorherrschend praktischen Streben habe ich nicht versäumt zu studieren. Allein theils mein Ungeschick, theils mein schwaches Gedächtnis hat mich zur Gelehrsamkeit untüchtig gemacht. Nach dem Preise der Gelehrsamkeit zu trachten hat mir mein Amt verwehrt. Mein Gemüth hat sich darein gefunden, ich gehe dem Examen mit der stillen Hoffnung entgegen, der HErr werde mir insoweit die Zufriedenheit meiner Oberen schenken, als nöthig ist, das geistliche Amt, sei es auf dem Lande oder sei es in der Stadt, zu führen.“

 Vom 2. bis zum 8. August bestand Löhe sein Examen. Seine Predigt, welche er in der Johannis-Kirche zu Ansbach hielt, wurde günstig beurtheilt, im übrigen aber scheint er nicht von allen Examinatoren mit gleicher Billigkeit behandelt worden zu sein. Er hat sich später gelegentlich manchmal darüber geäußert, wie eine Arbeit von ihm über das hl. Abendmahl, in der er sich unumwunden zur lutherischen Sacramentslehre bekannte, von dem Examinator mit einer Art von Entrüstung bei