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sein lebenslang von ihm hochverehrter Lehrer Rector Roth. In den gastlichen Häusern dieser beiden Männer verbrachte Löhe manchen Abend.[1] Von jüngeren Freunden waren es namentlich Jubitz, Schlier, Zeilinger, der aber noch während Löhe’s Aufenthalt in Nürnberg starb, auch v. Scheurl und Thäter, mit denen er viel umgieng. Die Nähe von Fürth und Erlangen ermöglichte einen lebhaften Verkehr mit seinen Lieben in der Vaterstadt, und den Freunden in Erlangen, v. Raumer, Layriz, Krafft etc. Mit seinen Freunden aus der Nachbarschaft wurde allwöchentlich eine Zusammenkunft in Wetzendorf veranstaltet, wobei theologische Gegenstände nach vorhergegangener Vorbereitung durchgesprochen wurden.

 Ueber den Eindruck der Persönlichkeit Löhe’s und sein ganzes Auftreten in Nürnberg berichtet ein Freund, Herr Professor v. Scheurl, der damals in sehr vertrautem Umgang mit ihm stand, unter anderm Folgendes:

 „Das jugendliche Alter, in dem er stand, machte sich nur in der Frische, der Lebhaftigkeit und Leichtigkeit, womit er jede Berufsaufgabe bewältigte, und in der Bescheidenheit bemerkbar, womit er Aelteren und Höherstehenden gegenüber trat: die Reife,


  1. Auch das Ehepaar Fabricius, desgleichen Naumann, Fleischmann gehörten diesem Kreise an, in welchem bei gleicher Entschiedenheit der christlichen Gesinnung doch auch eine gewisse Verschiedenheit der Richtung sich geltend machte. Löhe urtheilt über diese Differenzen in einer eben so nüchternen als für ihn charakteristischen Weise wie folgt: „Es sind Zerwürfnisse aufgekommen, welche, auf Verschiedenheit der Richtung beruhend, zwar kaum gehoben werden können, aber wohl besprochen, damit man lerne ruhig neben einander stehen und seine Lasten gegenseitig tragen bis ans Ende. Ist ja viele und ächte Liebe dabei wohl möglich! – Ich bin mehr ein Orthodoxer, ohne Speners etc. herrlichen Willen zu verachten oder abzuwehren. – N. etc. sind mehr pietistisch und mystisch, was wohl zusammengeht. Es hat auch Francke ein Buch von Molinos herausgegeben.“