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seine erzwungene Entfernung von Kirchenlamitz hin eine glänzende Rechtfertigung seines dortigen Verhaltens und ein höchst ehrenvoller Beweis des Vertrauens, welches die höchste kirchliche Behörde in ihn setzte. Statt des ihm entzogenen Wirkungskreises war ihm nun ein weit bedeutenderes Feld der Thätigkeit eröffnet, und Gottes Vorsehung hatte dafür gesorgt, daß das Licht auf den ihm gebührenden Leuchter gestellt wurde. Am 15. Juni 1834 trat er sein neues Amt in Nürnberg an. Die Geschäfte seines jetzigen Berufes waren nicht besonders zahlreich. Er hatte alle 14 Tage eine Sonntagsnachmittagspredigt, alle drei Wochen eine Wochenpredigt, zwei Katechisationen immer über die andere Woche, den Altardienst bei den sämmtlichen Communionen, die Seelsorge im Militärspital und alternierend mit den andern Geistlichen die rein liturgischen Einsegnungen auf den Kirchhöfen – für Löhe’s Arbeitskraft eine sehr mäßige Thätigkeit. Doch schuf er sich Arbeit, wo er sie nicht fand. Auch mehrte sich allmählich doch die ihm berufsmäßig obliegende Thätigkeit. So gab er eine Zeit lang in der in Nürnberg errichteten Anstalt


    ersten Mal von Löhe, der damals Vicar in Kirchenlamitz war. Im Frühling 1834 kam er selbst nach Fürth zurück, und ich hörte ihn zum ersten Mal in der hiesigen St. Martha-Kirche predigen. Der Eingang zu dieser Predigt steht heute noch wörtlich in meinem Gedächtnis. ,Die Welt ist schön‘ so fieng er an, ,das sage ich mir tausend Mal, wenn ich im Frühling durch die grünenden Wiesen gehe und dem Gesang der Lerchen lausche etc.‘ und nun kam ein Lobgesang auf den, der diese schöne Welt gemacht hatte, daß es mir durch Mark und Bein gieng, und ich niemals etwas solches gehört zu haben glaubte. Wir wurden rasch bekannt und befreundet, da er einige Wochen lang den abwesenden Pfarrer bei St. Martha vertrat. Damals war die zweite Stelle bei St. Aegidien vacant und sollte verwest werden; Löhe’s Freunde waren bald darüber einig, daß er Verweser werden sollte. Es wurde sofort eine Eingabe an das Consistorium gemacht, und viele Hände erhoben sich täglich, um das göttliche ,Placet‘ dafür zu erlangen. Bald kam seine Ernennung.“