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streitet, auf eine so grob sinnbildliche und tändelnde Weise zur Buße zu ermuntern, und überhaupt dadurch Vorstellungen in der Seele geweckt werden, durch welche zu keiner Zeit das wahre Christenthum gefördert worden ist.

 „Am meisten aber hat der genannte Vicar darinnen gefehlt, daß er besondere Erbauungsstunden außer der Kirche und Schule gehalten und Zusammenkünfte von einzelnen Familiengliedern da und dort veranlaßt und begünstigt hat, welche ein Zerwürfnis in Familien selbst zur Folge haben, durch leidenschaftliches und unkluges Eifern gegen so manche an sich erlaubte Vergnügungen oder noch allgemein bestehende Einrichtungen selbst den Frieden im bürgerlichen Verbande stören und früher oder später, wie noch überall die Erfahrung gelehrt hat, einen kirchlichen Separatismus herbeiführen.

 „Ueberdies ergibt sich noch aus den Acten zur Genüge, daß bei dem Vicar Löhe alle frühere und neuere Ermahnungen und Warnungen fruchtlos geblieben sind, daß vielmehr derselbe kein Hehl daraus macht, daß durch sein Versehen Beispiele von Zwietracht in den Familien vorgekommen seien, und sich und seine Stellung gänzlich vergessend, in dem irrigen Wahne steht, als ob er, indem er sich auf Christum (Luc. 12, 51-53) in dieser Beziehung beruft, noch ein verdienstliches Werk übte, und als ob es sich hier um die Gründung des wahren Christenthums durch seine Person handelte, was bei aller äußern Demuth desselben doch zugleich von geistlichem Stolze und Anmaßung zeugt.

 „Aus diesen Gründen, und weil das Treiben dieses jungen Geistlichen in der Gemeinde Kirchenlamitz und in der ganzen Umgegend solches Aufsehen gemacht und so großen Anstoß erregt hat, daß selbst die weltlichen Behörden ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet haben, und eine nähere Untersuchung