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die Gottes Wort hören und bewahren. Gib mir, o Gott, ein feines gutes Herz!

 Dein

treuer Bruder 
W. Löhe, 
in Kirchenlamitz, den 6. Februar 1834.“


 In dieser Zeit der Verfolgung und drohenden Abschiedwehes war Löhe die Theilnahme der Gemeinde und seiner Brüder und Freunde in der Ferne zum Trost. Namentlich ein sehr schöner und herzlicher Brief seines Freundes Layriz erquickte sein Herz. Wir lassen denselben hier folgen.


Erlangen, 28. Januar 1834. 

 „Innig geliebter, theurer Bruder!

 „Zwar sind es nur noch Viertelstunden, die ich diesen Morgen übrig habe zur Vorbereitung auf den unerwartet schnell herbeigekommenen ernsten Augenblick unserer feierlichen Verpflichtung und öffentlichen Einführung in unser neues Amt durch den königlichen Regierungspräsidenten; dennoch kann ich nicht umhin, wenigstens mit einigen Worten auf Deinen lieben Brief zu antworten, den ich seltsamer Weise gestern Abend erhielt, gerade als ich in des Chrysostomus Leben (von Neander) die Erzählung seiner schändlichen, teuflischen Verurtheilung las. Gewiß, habe ich schon an dem leiblichen Leiden, das die Hand des HErrn Dir sandte, den herzlichsten Antheil genommen, so muß ich das noch weit mehr bei den Schmerzen, die der alte Drache mit seiner Brut Deinem und so vieler treuen Christen Herzen jetzt zu erregen sucht. Doch was soll ich sagen, lieber Bruder? soll ich Dich bedauern oder nicht vielmehr glücklich preisen? Solch Leiden trägt ja überschwänglichen Trost in sich selber. Weißt Du ja doch, daß die Schmach Christi köstlicher