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und Senior M., der tapfer wider mich war, schreibt mir auf drei und einer halben Folioseite, daß er mich in guter Meinung verklagt habe. Laß sein. Ich halte auf Menschen nichts. Alle Menschen sind Lügner und ich dazu, und wenn mir Gott eine That thun will, so geschieht mir, wenn auch vor Menschen Unrecht, doch vor Gott ganz recht. Ich bin zu aller Schmach gefaßt, und wenn’s auch wieder himmelheiter wird, so will ich mir doch nicht einbilden, daß es immer so bleiben werde. Einen Tag und heute ists immer mein Sprüchwort: ,Je näher dem Herzen, je näher den Schmerzen Christi.‘

 „Layriz verlangte einen Tag eher, als ich Deinen lieben Brief erhielt, eine Darstellung der Sache. Allein, wenn ich betrachte, welche Actenbündel ich schon vor Weihnachten, da es erst losbrach, im Landgericht und vor acht Tagen im Decanat gesehen habe, so ist mir klar, daß ich wie ein Kind in der Geburt bin und von der Sache wenig weiß..... Laß Du sie machen. Es hat alles Ding sein Ende von Gott, auch das Kreuz. Ich will Geduld haben – zumal ich Gottes Gnadenbeistand spüre. Ich verläugne drum meinen HErrn noch nicht, denn Er ist mein Hirte, ich sein treues Schaf und muntrer Schafhund oben drein. Er wird mich in Seinem Namen erhalten und die Stimme zum Bellen nicht ausgehen lassen. Er lasse aber auch die Predigt von Seiner Liebe immer reicher von meinem Leibe gehn. Denn die Fastenzeit ist vor der Thür und es steht geschrieben: ‚Schicket euch in die Zeit, nämlich die Fastenzeit!‘ So will ich denn Sein nie vergessen, und das Lob des Verlästerten soll nie von meinen Lippen kommen.

 „Weiter als zu dienen begehre ich nichts. Ja, wenn ich der Sache Gottes mit Schweigen am besten diene, will ich gerne schweigen. Wie selig ist der Mensch, welcher schweigt und in der Stille Gott vernimmt. Ach, selig sind,