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 2. „Man legt Ihnen zur Last, Sie haben auf der Kanzel in Gegenwart Ihres ehrwürdigen Pfarrers und Titular-Decans geäußert, daß von den seitherigen Seelsorgern die Kirchengemeinde dortselbst vernachlässigt worden sei.“

    Erklärungen nicht verschieden, nur die Entgegnung auf den ersten Klagepunkt ist bedeutend eingehender, als in der Vernehmlassung vor dem Decanat und stellenweise nicht ohne bittere Ironie ausgefallen. Wir theilen daher seine schriftliche Erklärung und Entgegnung auf den ersten Punkt der Anklage mit.
     Ad 1a. Da es heut zu Tage gewöhnlich ist, obwohl wider allen historischen Grund, mit dem Namen Mystiker diejenigen zu bezeichnen, welche am Glauben der alten Kirche hängen, nach ihm lehren, leben und wirken; so muß ich mir – im Sinne meiner Kläger – diesen Namen allerdings gefallen lassen. Daß mein sogenannter Mysticismus ‚ausschweifend und schädlich‘ sei, steht und fällt wohl mit den noch weiter zu beantwortenden Punkten.
     b. Daß ich störend in die häusliche und bürgerliche Ordnung eingegriffen habe, ist mir nicht bewußt. Doch kann ich mir denken, was die Gegner unter Störung der häuslichen Ordnung meinen. Das nämlich, was Lucä 12, 51-53 von dem HErrn selbst als eine Folge des Evangeliums beschrieben wird.
     „Dies ist bei uns, wie überall, in einigen Beispielen vorgekommen. Indeß haben meine Gegner nicht auch das Gegentheil berichtet, daß hie und da das Evangelium den Frieden in Familien gebracht hat, die ihn zuvor nicht kannten. – Bürgerliche Ordnung habe ich nimmermehr gestört.
     c. Eben so wenig habe ich ,religiösen Separatismus‘ bewirkt. Gerade die, welche von einigen in der Gegend so sehr verlästert werden, sind die kirchlichsten Personen, kennen und halten den alten Glauben fest. Gerade jene hingegen, welche lästern, haben auf die Kirche niemals viel gehalten, kennen ihre Lehre nicht und verwerfen sie dennoch.
     „Indeß ist mir ganz bekannt, was man hier gern als ‚religiösen‘ Separatismus darstellen möchte. Da ich einst – am 20. December 1833 – mit dem königlichen Landrichter B. (aus dessen Munde ich die meisten [190]