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meiner Jugend, eine lautere Freundin, so lang sie lebte. Sie war in weiblichem Berufe besonders tüchtig und war die zweite Frau des Kaufmanns Karl Höppl in Fürth. Sie starb im Jahre 1840 nach 18 stündigem Todeskampf an Lungenleiden. Ein heißer Kampf, ein starker, völlig besonnener, gläubiger Muth bis zum letzten Hauch! Ich war nicht beim Ende. Die Todesbotschaft kam meiner seligen Frau und mir entgegen, als wir eben in Heilsbronn den Wagen besteigen wollten, um zu ihr zu fahren. Meine alte Mutter war am Sterbebette, wo die Stimme der Anrufung nicht verstummte, die stärkste Beterin und Trösterin. Sie fuhr fröhlich mit zu Grabe. Zwei Töchter und ein Sohn außer zwei Stiefkindern blieben nach. Die ältere Tochter ist nach dem 1849 erfolgten Tode der dritten Frau die treue, fromme Haushälterin ihres Vaters; der Sohn lernt in Augsburg die Handlung und ist ein Mensch von besonderer Tüchtigkeit. Das jüngere Mädchen wird hoffentlich auch der Mutter Segen erben; sie ist noch jung – ein Kind von 12–13 Jahren. Ich habe viel beklagt, daß ich meiner seligen Schwester nicht mehr Treue erwiesen habe.

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 Meine dritte Schwester Barbara Conradina ist am letzten Tage des vorigen Jahrhunderts geboren. Eine frische, wohlbegabte Dirne, war sie in ihrer Jugend eine Freundin der Töchter der besten d. i. gebildetsten Familien in Fürth. Meine Mutter hielt ihre Töchter ernstlich zum Haushalt an, aber meine Schwester „Babette“ fand Zeit und Raum zu lesen, zu schreiben, zu excerpieren etc.; aber zur Musik hatte sie kein Talent und wenig Lust. Den weltlichen Freuden war sie zugänglich; sie nahm die Gelegenheiten wahr, mit den Familien, in deren Kreisen sie wohl aufgenommen war, Vergnügungsorte zu besuchen, und wußte auch meine Mutter zu bestimmen, daß sie ihre Töchter zu dergleichen geleitete. Meinerseits fehlte es dafür