Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/183

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

 Aus jener Zeit stammt auch ein Gedicht Löhe’s, das wir hier mittheilen:

Jesus Christus, Dir ergeb ich mich,
Wie Du’s schickst, nehm ich es williglich;
Soll ich leiden um der Wahrheit willen,
Wird sie mich mit Himmelstrost erfüllen:
 Wort der Wahrheit, bringst Du Thränen hier,
 Ei so sei’s, dort lacht der Himmel mir.

Ich hab stark geeifert um Dein Wort:
Willst Du darum ferne gehn, mein Hort?
Laß mich, bitt ich, nicht alleine gehn,
Sonst muß ich in Schand gewiß bestehn.
 Hilf, laß durch mich siegen Deine Stimm,
 Ach Barmherz’ger, mein Gebet vernimm!

Willst Du rächen meiner Predigt Schuld?
Ich vergönne allen Gnad und Huld.
Nur mein Wort ist oft so ungeschickt,
Daß es die Gemeinde nicht erquickt,
 Deck die Sünd: ich will ja nicht zerstreun,
 Sammle durch mich, aller Sieg sei Dein.

Dein Geist bessre, was ich schlecht gemacht,
Nimm nur Du zu, laß mich sein veracht’.
Zieh von mir Dein Volk, nur zieh’s zu Dir,
Schließe mir, nur öffne Dir die Thür:
 Wenn nur siegt Dein’ starke Gnadenhand,
 Mag ich dann sein von der Heerd verbannt.




 Wir haben hisher vorzugsweise von den Erfolgen Löhe’s in Kirchenlamitz berichtet. Doch auch die zweischneidige Wirkung des Wortes wurde hier offenbar. Es bildete sich ein Gegensatz in der Gemeinde, und die Spitze brauchte für denselben nicht erst gesucht zu werden. Der Landrichter – nach damaliger Gerichtsorganisation ein kleiner Pascha – übernahm die Führerschaft der Gegner des göttlichen Wortes. Zwar war er Löhe persönlich nicht feindselig gesinnt, aber das Wort, das Löhe predigte, war, wie es schien, für sein Gewissen ein Stachel, dessen