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das Uebrige macht sich. Durch Stillesein und Harren wirst Du siegen.“

 Bei all dieser Arbeitslast fand Löhe dennoch Muße zum Privatstudium und zu kleineren schriftstellerischen Arbeiten, wie z. B. zu Aufsätzen für das homiletisch-liturgische Correspondenzblatt oder auch zur Abfassung von Tractaten. So ist z. B. der bekannte Tractat „Dina. Wider die Jugendlust“ in Kirchenlamitz entstanden. Ja, Löhe erübrigte sogar noch Zeit, um Privatstunden zu nehmen und zu geben. Der Cantor in Kirchenlamitz gab ihm Klavierunterricht, was Löhe seinem Freunde Pächtner mit den launigen Worten erzählt: „Klavier habe ich alter Narr auch noch angefangen beim Cantor und spiele zur Noth einen schönen Walzer. Weil es aber nicht geläufig geht, mache ich lauter ganze und halbe Noten, daß kein Mensch darnach tanzen kann, ich will eben die Kirchenmusik verstehen lernen.“

 Lange scheint dieser Unterricht nicht gewährt, und Löhe in demselben keine besonderen Fortschritte erzielt zu haben. Mit desto erfreulicherem Erfolge gab er selbst einigen begabten Knaben aus der Gemeinde Unterricht im Lateinischen und Griechischen, eine Arbeit, mit der er freilich seine Kräfte fast überbürdete, so daß er oft nach dem Ende dieses Unterrichts seufzte, die ihm aber doch so gut gelang, daß seine beiden Schüler im Nürnberger Gymnasium Aufnahme fanden und vorwärts kamen. Woher er die Zeit zu all dieser Tätigkeit nahm, sagt er in einem Brief an Kündinger. „Ich bin vom frühen Morgen (fünf Uhr) bis zwölf oder ein Uhr in der Nacht beschäftigt, drum kann ich dazwischen auch etwas studieren.“ Eine so angestrengte Thätigkeit konnte nur ein Mann von so unverwüstlicher Nervenkraft, wie Löhe war, seinem Körper und Geiste zumuthen. Scherzweise pflegte einer seiner Freunde zu ihm zu sagen: „Du hast gar keine