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genug geben, meine liebe Theologie zu studieren. Dazu wünscht Herr Tit.-Decan Sommer einen altgläubigen Vicar, und habe ich seinerseits kein Mistrauen zu befahren. Ich habe liebende Freunde in der Nähe, und ob ich gleich nicht bei meinen Lieben bin, doch den treuen Gott und Heiland bei mir, warum sollt ich nicht Ja! sagen? Gestrebt habe ich übrigens nach dem Vicariat nicht; ich wußte nicht, daß ein Kirchenlamitz in der Welt ist. Ich sehe in der Art, wie ich dazu kam, die treue Führung dessen, ohne dessen Willen kein Sperling vom Dach, ja kein Haar vom Haupte fällt.

 „Endlich danke ich Ihnen herzlich für die Gelegenheiten, welche Sie mir gegeben haben, meinen theuren Glauben vor hiesiger Gemeinde zu bekennen. Ich habe, hoffe ich, nach Kräften meinen Ordinationseid gehalten und die reine Schriftlehre nach den Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche ohne Rückhalt gepredigt; habe ichs irgendwo nicht kräftig genug oder nicht klar und deutlich genug gehalten, ach, so ist mirs herzlich leid. Ich weiß es aber nicht. Gott segne Sie! Mein Jesus werde auch noch Ihr Jesus. Er sei Ihnen mehr als ein bloßer Lehrer, Er sei Ihnen nach Johannes dem Täufer und Jes. 53 das starke, wunderbare Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt, nach dem Ebräerbrief der ewige hohe Priester, der mit Einem Opfer auch uns hat ewig vollenden wollen, der auch für uns noch bittet und auch uns noch segnet!

 „Friede der Versöhnung sei mit Ihnen und Ihrem Hause, wenn nun die schweren Tage kommen, wenn kein Menschentrost Stand hält, ja Friede Gottes, der über alle Vernunft ist.

 „Dies ist das treugemeinte Gebet

  Ihres

W. Löhe, 
cand. ord.