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grünen, wie das Gras der Berge!“ – Die Freude der ersten Thätigkeit im heiligen Amte und der brüderliche Verkehr mit seinem Freunde Kündinger versüßten ihm seinen Winteraufenthalt in Leinleiter. Da durch den kurz vorher erfolgten Tod des Schullehrers auch die dortige Schule verwaist war, so hatte Löhe nicht blos die Geschäfte der Pfarrei zu versehen, sondern auch den Schulunterricht zum größten Theil zu geben. An Arbeit fehlte es also, namentlich für einen Anfänger im Werk des Amtes, nicht; doch wurde es Löhe leicht, dieselbe zu bewältigen, selbst wenn sie sich häufte. Die große, von Gott ihm verliehene Predigtgabe begann sich im Dienst dieser Gemeinde zu entfalten. Wie sehr schon seine damaligen Predigten durch Originalität und treffende Anwendung des Textes sich ausgezeichnet haben müssen, beweisen die hinterlassenen Dispositionen.

 Wir theilen als Beispiel die Disposition einer in Leinleiter von ihm gehaltenen Leichenpredigt mit.

 Thema: Der Tod ein Schlaf.
 (Joh. 11, 11. Luc. 8, 52. Matth. 27, 52.)

1. Der Tod wie der Schlaf bringt jedes Menschen Leib zur Ruhe, aber nicht also auch jedes Menschen Seele. (Das Wort der Jünger: „HErr schläft er, so wird’s besser mit ihm“, wird nicht überall wahr.)
2. Auf den Tod wie auf den Schlaf folgt ein Erwachen. Aber etliche wachen auf zur Auferstehung der Gerechten, etliche zur Auferstehung des Gerichts.
3. Es kommt nur darauf an, daß die Seele im Tod zu ihrer Ruhe kommt, denn davon hängt die Auferstehung ab.
4. Aber nur die Seele ruht, von der man sagen kann, sie sei in diesem Leben eine Freundin Jesu gewesen.