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der Kampf zwischen der noch übrig gebliebenen Liebe zum Leben und die Ergebung in JEsu Willen, sie weinte bittere Thränen. Vornehmlich ihrer jungen Kinder wegen war ihr das Sterben schwer, und weil sie, an Conrad’s Sterbelager so freudig, nun selbst so schwach war. Gott aber schenkte ihr die Gnade, daß sie wie bisher in den schwersten Anfällen, Fieber und Krämpfen meinen Trost aus Gottes Wort hören und bewahren konnte in einem feinen und guten Herzen, denn sie glaubte auch in dieser Angst fest an Jesu Verdienst und die Vergebung ihrer Sünden, doch kam der Kampf immer wieder. Die Lust zum Leben wollte ich ihr nicht stärken, denn sie rang nach Sterbensfreudigkeit; ich sagte: ,es ist Gottes Wille, daß Du in dieser Krankheit lernest, auch Dein Liebstes, Deine Kinder, dem HErrn in Seine Gnade zu über- und (für Dich) aufzugeben.‘ Doch konnte ich zuversichtlich hinzusetzen: ,Unser Gott wird aber die Mutter ihren Kindern, die Kinder ihrer Mutter aufs Neue leihen, – Du wirst diesmal nicht sterben, sondern leben und des HErren Werk verkündigen.‘ Ps. 118. Am folgenden Sonntag Nachts, da ich bei ihr blieb, und alle andern fort waren, da die Zeit des Fiebers, auf die wir uns fürchteten, kam, wurde sie allein ruhig und sprach: ‚Mein Wilhelm! ich bin nun ruhig. Ich kann beten: Herr, wie Du willst, so schicks mit mir im Leben wie im Sterben.‘ Ich: ,Das freut mich, daß Du den Glauben wieder hast, der die Welt überwindet.‘ –

 „Endlich, nachdem die schwere Nacht vorüber, krähte der Hahn, und endlich läutete es um 1/24 Uhr zum Morgengebet, und wie gerne beteten wir da: ,Vater unser etc.‘ und dankten dem, der auch über diese Nacht barmherzig und gnädig hingeholfen hatte.

 „Seitdem geht’s doch wieder besser, obwohl das Wechselfieber