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die Verwesung einer Stelle im Decanat Schweinfurt empfohlen, die wegen eines Streites über das Patronatsrecht längere Zeit unbesetzt bleiben sollte, der Brief kam aber leider um etliche Tage zu spät, um Berücksichtigung finden zu können – zu Löhe’s größtem Leidwesen. „Das ist mein größtes Kreuz, daß ich stumm sein muß und licentiam concionandi, für die ich examiniert bin, nirgends üben kann. Denn auch kein Pfarrer der Umgegend läßt mich predigen, schlagen mir’s geradehin ab. Wenn die Glocken zusammen schlagen, weint mir das Herz, daß ich nicht predigen soll. So trifft die Gärtnershand des himmlischen Vaters jede Pflanze auf Erden, wo sie es am wenigsten meint nöthig zu haben, wo es am schmerzlichsten ist. Wohlan, lieber Vater, immer zu. Ich merk, ich muß von mir und anderen als noch mehr verachtet, noch mehr zu nichte werden, ehe Du mich brauchen kannst bei Deiner Heerde, in Deinem Weinberg. Und wenn Du mich gar nicht brauchen könntest? Ei nun, bin ich’s nicht, ist’s ein Anderer. Sein Reich kann ohne mich kommen. Zukomm Dein Reich! Ist’s ja auch selig, es selber aufzunehmen – o daß ich’s besser könnte, und seinem Kommen zu anderen zuzusehen.“

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 Müßig war indessen Löhe dennoch nicht. Er studierte fleißig, er predigte auch das Wort wo und wie er konnte, in der Familie und in dem Kreise von Freunden, der sich um ihn schaarte. In dieser Familienatmosphäre war ihm wohl, so daß er anderweitigen Umgang nicht sehr vermißte. Freund H. hatte ihn zu einer Zusammenkunft eingeladen. Löhe schrieb ihm wieder: „Von der Zusammenkunft, zu der Du mich freundlich einlädst, laß mich weg, mein lieber Bruder. Ich bin mönchisch, die Familie ist mein Orden, sei nur Christus der Abt und Sein Evangelium die Regel! Mit den Meinigen Hab ich, und sie mit mir, hie und da ein Leiden ausgestanden, drum freuen wir