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Stillleben in Fürth.

 Am 7. Juni 1830 erhielt Löhe endlich sein Universitätsabsolutorium. Seine nächste Aussicht war nun das Examen. „Ich habe zwar gar nicht Ursache“, meint er, „mit der Verwendung meiner Zeit, oder mit meinen Kenntnissen zufrieden und sicher zu sein. Jene meine Zeit habe ich lange falsch angewandt, bis ich lernte sie recht anwenden, diese meine Kenntnisse sind überall sehr mangelhaft, was besonders das Gedächtniswerk anlangt. Indeß, der mich aus Mutterleibe gezogen und bisher treulich geführt hat, wird barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte, wie ich ihn bisher erfahren, mich auch weiter führen. Fiele ich auch durch, so hätte ich doch auf dem Weg meines Studiums die ewige Perle gefunden und bin reich genug.“ Wie man sieht, war Löhe wegen des Resultates des Examens nicht ohne Befürchtungen, die freilich bei wenigen so unbegründet gewesen sein mögen als bei ihm. Es macht einen komischen Eindruck, wenn er seiner Angst vor dem Durchfallen Worte leiht. „Ich arbeite aufs Examen los“, schreibt er, „und meine oft, ich werde durchfallen, denn ein Durchgefallener hat uns versichert, es gebe in Ansbach närrische Bänke. Manchmal meine ich auch, ich könne wohl durchkommen. Unterdessen verläuft viel Wasser, und die Zeit kommt heran, wo der ernsthafte Spaß wird überwunden werden. Fall ich durch, so will ich unter die Heiden gehen.“ Für den Fall, daß er das Examen glücklich bestehen würde, bittet er seinen Freund Zeilinger, ihm zur Erlangung einer Stelle als Vicar oder