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nicht dran, daß der Uebertritt nah sein könne. Die Gärten daheim, jetzt im Maimond, welch’ eine liebliche Erinnerung, und wie reizend, da ich so ferne davon bin; und habe doch heute früh, nach dem Frühlingsregen, da ich ausgieng, an der dufterfüllten Atmosphäre merken können, daß Gärten nahe sind, wo ich größere Schönheit als in der Heimath finden kann.

 „Aber der Garten in Gethsemane, da mein Heiland an meiner Statt Sünd und Strafe getragen hat – im nächtlichen Garten der Heilige Gottes, – auf dem Grase seine Spur, am Hügel sein Blut, von der Angst ausgepreßt wie Schweiß – die Liebe meines Erlösers, welche mir, lieblicher als Frühlingsduft, die Hoffnung des ewigen Lebens und der Kindschaft Gottes erworben hat – die hat mir Unwürdigen noch keine Thräne, kaum einen Seufzer, seine Liebe recht zu fassen, gekostet.“

 Auch in Berlin lag Löhe mit gewohntem Fleiße seinen Studien ob. Er klagt zwar, daß er wenig arbeite, dies beweist aber nur, wie hoch er die Anforderungen an sich stellte; in Wahrheit mag es wenig Studenten gegeben haben, die an Thätigkeit ihm gleich kamen. Spät suchte er sein Lager, früh erhob er sich. Selbst die Zwischenviertelstunden zwischen den Collegien wurden mit Lectüre ausgefüllt. Mehrere biblische Bücher des Alten Testamentes wurden im Grundtext gelesen. Commentare von Tholuck und Lücke, aber auch von Luther wurden studiert, die Lebensbeschreibungen berühmter kirchlicher Persönlichkeiten (Zinzendorf, Amos, Comenius etc.), kirchliche Zeitschriften (wie die Berliner neuesten Nachrichten, die Hengstenberg’sche Kirchenzeitung etc.) gelesen; zur Erbauung diente außer dem Schriftlesen die Lectüre von Kempis, Arndt, Gerhard. – Bei allem Studium Löhe’s war die Rücksicht auf Verwendbarkeit des erlernten Wissens im Dienste des Amtes herrschend.