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Es ist eine alte und weit verbreitete Meinung, daß die abgeschiedenen Seelen oft nach dem Tode noch auf der Erde verweilen und sich den Lebendigen auf mancherlei Weise bemerkbar machen können. Schon die Kirchenväter der ersten Jahrhunderte erzählen, daß aus besessenen Menschen oft Stimmen herausgerufen und vorgegeben haben, sie gehören den Seelen Verstorbener an, welche nun in lebendigen Leibern eine Behausung gefunden haben. Nach dem Ablauf der sechs ersten Jahrhunderte wird zum Theil von sehr ehrenwerthen Männern besonders viel von Erscheinungen und Stimmen solcher Seelen erzählt, welche die Lebendigen um ihr Gebet und andere Werke anflehten, damit sie Ruhe und Erleichterung ihres Zustandes fänden. Diese Erscheinungen mehrten sich in dem Maße, als man ihnen Aufmerksamkeit schenkte, – und wurden immer mehr geglaubt, je mehr sich die reine Lehre in die päpstliche Finsterniß verlor. Hernach kamen die Zeiten der Reformation und nach diesen machte sich der Unglaube Bahn, so daß wir leider die letztvergangenen Jahrzehnte Zeiten des Unglaubens nennen müssen. Die Reformatoren kämpften mit Waffen des Geistes gegen die Geisterei und allen Aberglauben; sie konnten sich mit aller Zuversicht auf das mit dem ihrigen übereinstimmende Zeugniß des Alterthums und der Väter in den ersten sechs

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Wilhelm Löhe: Was ist es mit den Geistererscheinungen?. C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1843, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Was_ist_es_mit_den_Geistererscheinungen.pdf/3&oldid=- (Version vom 17.7.2016)