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Wilhelm Löhe: Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, welches zum Frieden führt

Zoar, den stillen Ort der Rettung, nicht erreichte. – Diese Gefahr erkennt auch mancher redliche Diener Gottes; darum sucht er nun allerlei Mittel, ihr auszuweichen: er sucht seine Schaafe zusammenzubringen (nach Zinzendorf’s oft wiederholtem Rathe); er ermahnt sie zu herzlicher Gemeinschaft, bildet ecclesiolas in ecclesia, heißt seine Kindlein einander lieben, einander warnen und vermahnen, einander reizen, auf daß keines die erste Liebe verliere; er heißt einen Bruder mit dem andern beten; er giebt mancherlei Regeln, macht allerlei Anstalt, müht sich Tag und Nacht ab: – und wer wollte ihn tadeln? Es ist wohl gemeint, und wird, wofern in gleichem Maaße Gottes Gnadengüter in den Herzen sich mehren, nicht unnütz seyn, – hat auch Verheißung von dem Herrn. Aber leider kann ein solch innerlich nahes Zusammenleben in die Länge nur da bestehen, wo es, wie bei der Brüdergemeinde, zur Gemeinordnung geworden ist, und wo man dafür gesorgt hat, entweder, daß man es überall wieder finde, oder, weil das unmöglich ist, daß die Erweckten nur an solche Orte kommen, wo sie es finden können. Das aber ist selten der Fall, – bleibt auch immer nur eine äußere Ordnung, welche nutzlos wird, wenn der Zufluß der Gnade aufhört. Nach den gewöhnlichen Verhältnissen der streitenden Kirche geht es ganz anders her. Der Herr, welcher andre Wege wählt, als den Menschen wohlgefallen, welcher einst die erste Gemeinde zu Jerusalem zerstreute, da sie am einmüthigsten und herzlichsten zusammenhielt,

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Wilhelm Löhe: Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, welches zum Frieden führt. in Commission der J. Ph. Raw’schen Buchhandlung, Nürnberg 1842, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_dem_g%C3%B6ttlichen_Worte.pdf/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)