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Wilhelm Löhe: Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, welches zum Frieden führt

Ein angefochtenes Herz hört ja kaum auf Gott, und muß durch der Seelsorger Engelansehen aufgerafft werden, das schwache Auge des Glaubens vom Staube weg, Gottes Worte zuzukehren; es versteht kaum Gottes nach der Unmündigen Verständniß abgefaßte Rede, geschweige mühsame Schlüsse und Demonstrationen von der Gewißheit des ewigen Heils. „Ich glaube Alles ganz einfach“ spricht das getröstete Herz eines im Herrn Sterbenden, und stößt mit Recht den Menschentrost von dannen. Man fürchte nicht, daß es unrecht sey, auf wenige, einzelne Sprüche das Heil der Menschen zu setzen: es ist ja doch vergeblich, daß man die Leute heiße allen Gottestrost und alles Gotteswort austrinken; das können Gelehrte eben so wenig, als ungelehrte Laien. Man fürchte auch nicht, daß der Geist der Anfechtung die armen Leute lehre, sich auf andere, gegentheilige Sprüche zu berufen; man theile nur nach des Apostels Gebot Gottes Wort richtig, so muß offenbar werden, daß jeder Spruch ganz wahr und ein Himmel voll Seligkeit ist. Man bleibe getrost bei wenigen Sprüchen, und wiederhole sie; man versichere dabei oft und mit treuem Fleiße, daß diese Sprüche Gottes Worte von ewiger Gewißheit, alle Menschen aber Lügner sind. Man vergebe der Schrift Nichts, und gebe neben ihr keinem Menschen Recht, auch wenn er richtig redet, damit das Volk von Menschen absehe, welche unzuverläßig sind und nicht bleiben, und allein an seinen Gott sich zu wenden, aus Seinem Worte allen Trost zu nehmen sich gewöhne. Ist einer von Zweifeln angefochten, so

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Wilhelm Löhe: Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, welches zum Frieden führt. in Commission der J. Ph. Raw’schen Buchhandlung, Nürnberg 1842, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_dem_g%C3%B6ttlichen_Worte.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)