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Christi und Seiner Kirche einführen, noch ehe es viel von alttestamentlicher Geschichte gelernt hat. Die Erzählung des Lehrers und Erziehers wird durchwebt mit Bild und Spruch und Lied und Gedicht und Lection. Das überlege ein jeder, ob nicht auf diese Weise Gedächtnißwerk, Geschichte und Leben herrlich zusammengreifen können; aber freilich es bedarf dazu einer Mutter, einer Lehrerin, eines Lehrers, die selbst in dem allen leben.


§. 2

 Zwischen der ersten Periode des Lebens, in welcher das Kind noch mehr, als je wieder im Lebenslauf, dem Hause und häuslichen Kreise angehört, und dem reiferen Leben, da der Mensch dem Reiche Gottes, dem öffentlichen Leben in der Gemeinde seine Kraft zu widmen hat, liegt eine Uebergangsstufe, die Schulzeit, in welcher das häusliche Leben so allmählich zurücktritt, das öffentliche keimt. Was die Schule lehrt und gibt, gehört bereits selber mehr für die spätere Zeit des Lebens, bereitet fast durchaus für das öffentliche, bisher insonderheit kirchliche Leben vor. An der Spitze aller ihrer Gaben und Leistungen steht das Bekenntniß, und zwar zuerst das Bekenntniß der Apostel. Dieses Bekenntniß ist so naturwüchsig aus der Kirche hervorgegangen, daß es durchaus keine Lehren enthält, sondern lauter Thatsachen der göttlichen Gnade, lauter Geschichte, so daß es wol an der Spitze des gesammten geschichtlichen Unterrichts der Schule stehen kann. Es ist so kurz, daß es der geringsten Fähigkeit zuzumuthen ist und von einem jeden überschaut werden kann. Und doch ist es auch wieder so reich, daß es die Höhenpunkte aller Wege Gottes vom Anfang bis zum Ende umfaßt. Es ist so allgemein, daß man sagen kann: es läßt alles unberührt, was nicht die höchsten Höhenpunkte der Führungen Gottes betrifft, und doch hat es auch wieder auf der höchsten Höhe, auf welcher der Menschensohn steht, so viele bedeutungsvolle Einzelheiten, daß man sagen könnte: es vereinigt mit der großartigsten Allgemeinheit die innigste und beschaulichste Specialität. Es läßt sich durchaus historisch als Summa und erster Leitfaden des historischen

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/43&oldid=- (Version vom 8.8.2016)