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schwarze Wandtafel mit Staffelei, mit einer Leiste auf der Tafel, um gedruckte Buchstaben zusammenreihen zu können, ein Rahmen mit 10 Reihen gefärbter Rechenkugeln, jede Reihe von einer andern Farbe, 31/2' hoch und 2' breit; ferner 40 Schiefertafeln, auf Hölzchen aufgeklebte Druckbuchstaben, biblische und naturgeschichtliche Bilder, auf Pappendeckel aufgeklebt, und Spielzeug. Dabei versteht sich nun von selber, daß eine Lehrerin diese und in andern Büchern befindliche ähnliche Angaben, nicht als so feststehende Regel auffassen muß, als dürfte da auch gar keine Veränderung stattfinden, als müßte jede Schule gerade so und nicht anders eingerichtet sein. Die Hauptsache ist, daß 1) die Kinder bequem sitzen und auf einem Tische müssen spielen können, 2) daß sich die Lehrerin muß setzen und ihren Schulapparat irgendwo gut aufheben können. Ferner ist es noth, daß man eine Wandtafel zum Zeichnen und Schreiben, Schiefertafeln zum gleichen Gebrauch, Bilder der angedeuteten Art und Spielzeug haben muß. Ob man nun aber zählen an einem Rahmen mit Rechenkugeln oder an den Fingern oder sonst wie lehrt, das ist am Ende einerlei. Die größte Künstlerin ist diejenige, welche mit den wenigsten Mitteln am meisten leistet, die weiseste Lehrerin aber die, welche den Mangel nicht so groß werden läßt, daß zur Erreichung des Zwecks eine Künstlerin nöthig ist, sondern ein gewisses Maß von Lehrapparat als unumgänglich nöthig zu bezeichnen weiß. Hier übe sich eben die Kinderlehrerin, gleich beim Antritt einer Kinderschule in Uebersicht und Umsicht und erleichtere ihren Vorständen die Mühe der Aufsicht dadurch, daß sie ihnen gleich vornherein wohlüberlegte, bis ins einzelne gehende Vorschläge schriftlich und mündlich macht. Um das zu können, muß sie sich, wohin sie kommt, mit dem Preise alles Materials und aller Arbeit wohl vertraut machen. Eine Lehrerin, die von ihren Vorständen verlangt, daß sie von ihnen in Hülle und Fülle der Anstalt und Einrichtung gesetzt werde, und nicht selbst mitrathen und thaten mag oder kann, wird viel Hinderniß finden, leicht für anspruchsvoll gehalten werden und am Ende wenig leisten.


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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/36&oldid=- (Version vom 8.8.2016)