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Erfahrung beweist, zur Genüge den großen Segen, der mit solchen Besuchen verbunden sein kann. Dabei hat sich jedoch die Lehrerin jedenfalls in Acht zu nehmen, daß sie nicht mit den Eltern der Kinder Kameradschaft macht. Sie kann nicht um ihretwillen in die Häuser gehen, das gäbe eine zu große Nähe; sie macht Besuche um der Kinder willen, Amtsbesuche, bei denen sie in heiliger Liebe ihr Geschäft ausrichtet und wieder geht.


II.

 Wenn eine Diakonissin eine Kinderschule übernimmt, so muß ihr erstes Geschäft sein, zu sehen, was da ist; das Verzeichniß der Kinder, das Inventar der Schule, die Schulordnung, die Schulaufgabe; ihre eignen Pflichten und Rechte bis auf die Fassion ihrer Stellung. Das alles muß sie schriftlich haben, damit sie es in eine Mappe legen und beständig auf ihrem Tisch haben kann. Sind diese Sachen nicht in der Ordnung, so ruhe sie nicht, bis sie in Ordnung sind, und das nicht blos um der Ordnung willen, sondern auch um des Segens willen, den sie stiften will, und der sehr häufig davon abhängt.

 Was das Inventar anlangt, so führe sie es vom Tag ihrer Ankunft an doppelt: als Journal und Manual, und beides auf das pünktlichste mit unnachlässiger Treue.

 Ist eine Rechnung zu führen, gleichviel, groß oder klein, so lege sie sich am ersten Tag Journal und Manual an, und gewöhne sich ja, alles was sie einnimmt und ausgibt, sogleich und aufs pünktlichste einzuzeichnen. Sie zahle nichts ohne Quittung; wer ihr nicht mit seiner Hand die Quittung reicht, dem reiche sie mit ihrer Hand kein Geld; sie kann ihr nein bei der größten Festigkeit in der liebenswürdigsten Weise sagen, wie es ihr auch geziemt. Für die zu verrechnenden Gelder, seien sie nun groß oder klein, halte sie eine eigene Kasse, bringe niemals ihre eignen Gelder mit denen ihrer Anstalt zusammen, auch nicht einen Augenblick lang, unter keiner Bedingung. Niemals entlehne sie für sich etwas von den Rechnungsgeldern; auch in der

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/34&oldid=- (Version vom 8.8.2016)