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in denen keine Speise verabreicht wird, so daß die Kinder die Mittagsstunden zu Hause zubringen. Welche von beiden Arten soll man wählen? Wenn man auf die Wirksamkeit der Kleinkinderschule das einzige Augenmerk zu richten hat, so scheint es, als wenn die erstere Art wirksamer und deshalb vorzuziehen wäre. In Gemeinden also, in welchen man die Einwirkung des Hauses zu fürchten hat, wird man am liebsten die Kinder in der Kinderschule über Mittag behalten. In diesem Falle gewinnt die Kleinkinderschule mehr Aehnlichkeit mit der Familie. Die Kinder können mit zum Haushalt verwendet werden und es fehlt daher desto weniger an passender Beschäftigung. Es ist aber auch offenbar, daß in diesem Fall, die Lehrerin einen Haushalt muß führen können, und zwar nicht blos wie eine Hausmutter, weil ja keine Hausmutter für so viele Kinder wird zu kochen und zu sorgen haben, als eine solche Lehrerin. Für den Haushalt einer Anstalt gehört mehr Ueberlegung, Uebersicht und Berechnung als Hausmütter zu haben und zu üben pflegen. Die Lehrerin muß eine Anstaltsküche kennen gelernt und darin von der Pike an gedient haben. Schon hier zeigt es sich, wie sehr rationale Wirthschaft zum Bildungskreis einer Diakonissin gehört, und ich glaube dabei vor der Täuschung warnen zu sollen, als könne 1) eine einfache Köchin die Leiterin eines Anstalts-Hauswesens werden und als könne 2) irgend jemand Leiterin eines Anstalts-Haushalts werden, die nicht von der Pike an in einem Anstaltshaushalt gedient hat.

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 Im Falle die Kleinkinderanstalt ihre Zöglinge nicht speist, sondern nur an den halben Tagen einige Stunden in Schule und Erziehung nimmt, gewinnt die Diakonissin freie Zeit, für deren Benützung sie verantwortlich sein muß. Vielleicht wird eine Kinderlehrerin neben der eignen Andacht und dem Studium, welches sie zu pflegen hat, ihre Zeit am besten zum Besuche von Kranken, Elenden und Armen verwenden. Das aber kann sie jedenfalls nur mit Erlaubniß und unter Anweisung des Pfarrers und unter beständigem Rapport an ihn. Vergessen dürfen wir auch nicht, zu erwähnen, wie gut es sei, wenn die Kinderlehrerin ihre Kinder im Haus der Eltern und die Eltern selbst aufsucht. Die

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/33&oldid=- (Version vom 8.8.2016)