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und Josuas; 3) sie lehrt den Lauf des Kirchenjahres verstehen, und zwar belehrt sie zuerst über den hl. Tag, dann über die hl. Woche, dann über den Gang der ersten Hälfte des Kirchenjahres; 4) lehrt sie, je nachdem der Kalender es gibt, Lebensläufe anerkannter und ausgezeichneter Heiligen Gottes; 5) prägt sie den Kindern nach dem Lauf des Kirchenjahres Tages- und Wochen- und Festsprüche und Lieder ins Gedächtniß. Dazu kann man etwa setzen: da nicht ein Kind ist wie das andere, manches andern in den Gaben voraneilt, so kann es wohl auch geschehen, daß ein fähiges Kind zum Lesen angeleitet wird, insonderheit wenn die Lehrerin mit Sicherheit voraussieht, daß das Kind wird lesen lernen, ehe es für die deutsche Schule reift, also dem Schullehrer rücksichtlich der Methode des Lesenlernens keine Erschwerung durch die Lehrerin gemacht wird. Auch wird eine Lehrerin die Kinder zählen, zu- und abzählen lassen.

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 Da eine Mutter das Kind bei seinem heranwachsen nicht blos in die Schätze des Gnadenreiches einführt, sondern es auch die natürlichen Dinge kennen lehrt, und Anschauungsunterricht gibt, auch wenn sie von dem Namen und der Methode dieses Unterrichts nicht ein Wort gehört hat, so wird die Kleinkinderlehrerin diesen Unterricht methodisch geben, sei es nun, daß sie vom nächsten zum fernen, oder vom fernen zum nächsten geht. Sie wird dabei den Umstand bedenken, daß sie nicht Dinge anschauen lehrt, von denen wegzuschauen besser ist als sie anzusehen, so wie daß sie die Kinder nicht mit dem Anschauen solcher Dinge aufhält, die über anderen gar wohl vergessen werden dürfen. Sie wird am besten den Anschaungsunterricht so auffassen, daß durch ihn das Kind angeleitet werden soll, Gottes herrliche Werke zu fassen und sie als eine Leiter zu benützen, auf welcher der schauende Mensch von der Gabe zum Geber emporblicken lernt. Daß man beim Anschauungsunterricht, hauptsächlich für diejenigen Gegenstände, welche dem Kinde ferne gerückt sind, auch Bilder gebrauchen darf, versteht sich eben sowohl von selbst, als daß die Bilderschau der heil. Geschichte auch einen Theil des Anschauungsunterrichts ausmacht. Es wird die Pflicht der Kinderlehrerin sein, sich nicht blos

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/27&oldid=- (Version vom 8.8.2016)