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geltend sind. Daraus schiene denn hervorzugehen, daß man auch in der Kleinkinderschule lehren könne, was man sich getraut, den Kindern beizubringen. Allein wenn man sich in Anbetracht der Lehre in Kleinkinderschulen auf die Lehre der Mütter bezieht, so bestreitet man zwar den Müttern nicht die Macht, ihre Kinder selbst zu lehren; man kann das auch nicht wollen, da Gott den Eltern befohlen hat, die Kinder zu lehren; aber die Kinderschule hat ihre Schranken. Auch die Mütter müssen nothgedrungen Schranken halten, aber wo sie sichs Schranken zu setzen pflegen – aus Noth, da tritt für die Kleinkinderschule Regel und Schranke ein durch Gebot und Weisheit. So befassen sich z. B. die Mütter beim Unterricht der noch nicht schulpflichtigen Kinder insgemein mit dem rechnen nicht weiter, als daß sie die Kinder zählen, zuzählen und abzählen lassen. Sie dürften wohl, aber sie thuns nicht[.] Ebenso pflegen sie die Kinder nicht schreiben zu lehren; Sie dürften wohl, aber es verbietet sich das von selbst, weil die meisten Mütter selbst nicht so viel schreiben können, daß sie die Kinder in die Schule nehmen möchten. Ebenso pflegt die alte Sitte der Mütter, die Kinder selbst lesen zu lehren, allmählig ganz auszusterben, weil die Art und Weise, nach welcher sie selbst lesen lernten, das lautiren ist, welches nachzumachen den Müttern zu künstlich und zu wenig einfältig erscheint. Aehnlich die Kinderschule. Rechnen, schreiben, lesen – überläßt sie der deutschen Schule als Regel wie die Mütter aus Noth.

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 Dagegen aber lehrt jede bessere Mutter ihr Kind beten, ebenso Sprüche und Lieder, die hl. Geschichte und das Verständniß des Kirchenjahres. Was nun jede Mutter je nach dem Maße ihrer eignen Bildung und ihres Geschickes ihren Kindern thut, das soll in der Kleinkinderschule desgleichen geschehen, und zwar weil es eine Schule ist, mit Methode, mit größerem Geschick und in größerer Vollkommenheit der Leistung. Wir können also sagen: Die Kleinkinderlehrerin lehrt 1) beten und zwar ebensowohl auswendig gelernte Gebete als freie Gebete; 2) Geschichten des alten und neuen Testaments, zuvor die Geschichte JESU, dann die Geschichten der fünf Bücher Mose

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/26&oldid=- (Version vom 8.8.2016)