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Ich bemerke zugleich, daß diese Arbeiten nach der Erfahrung mehrerer urtheilsfähiger Freunde, die auch selbst in diesem Fache der Kinderschule arbeiten, empfohlen werden und daß unter diesen Freunden einer der urtheilsfähigsten hervorgehoben hat, daß alle und jede unter sorgfältiger Aufsicht geschehen sollen. Ohne Aufsicht arbeiten, tödet alles Streben und erzieht nicht.


I.
Beschäftigungen im Haus.
1) Leinwand zu Charpie zupfen,
2) seidene Fleckchen zupfen.

 Diese zwei werden deshalb vorangestellt, weil sie leicht, angenehm und nützlich sind. Sie sind so leicht, daß auch sehr kleine Kinder damit beschäftigt werden können. Sie sind so angenehm, daß im vorigen Jahrhundert, wie man aus der Spinnstube von Möser ersehen kann, vornehme Herren viel Geld darauf wendeten, sich Gewebe zu kaufen, um es zum Zeitvertreib wieder aufzulösen. Sie sind so nützlich, daß kranke und gesunde daran profitiren können. Doch mag die Lehrerin acht geben, daß nicht das Zupfen mehr zu einer blosen Reinigung schmutziger Hände diene, statt zur Bereitung einer reinlichen Wohlthat für Kranke und Gesunde.

3) Roßhaar zupfen,
4) Papier zupfen.

 Diese beiden Arbeiten werden ihrer Leichtigkeit wegen mit vorne an benannt, obwohl man weiß, daß sie nicht überall anzuwenden sind.

5) Hülsenfrüchte auskernen,

wobei jedoch acht zu geben ist, daß nicht der Gaumen der Kinder versucht werde, sondern eine Schule heilsamer Enthaltsamkeit mit der Arbeit verbunden sei. Auch schnupfen die Kinder gerne Erbsen und Bohnen in die Nase oder bringen sie in die Ohren.

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Wilhelm Löhe: Von Kleinkinderschulen. Gottfried Löhe, Nürnberg 1868, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Von_Kleinkinderschulen.pdf/20&oldid=- (Version vom 8.8.2016)