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Wilhelm Löhe: Evangelien-Postille für die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres

seit der Bekehrung des Cornelius auch den Heiden. Anfangs hatten sie geglaubt, Gott habe nur die Person der Juden angesehen und nur Juden seien Ihm angenehm. Dann aber lernten sie ein Neues und Beßeres, nemlich daß Gott die Person nicht ansehe, daß Er aus allerlei Volk und Völkern diejenigen zu dem Heile Seines Sohnes JEsu Christi berufen wolle, welche nach dem Maße ihres Lichtes Ihn fürchten und recht thun. Zwar heißt es also auch hier: „Wer da hat, dem wird gegeben;“ denn Cornelius hatte und benutzte einiges Licht, das er aus der alttestamentlichen Religion Israels genommen hatte, darum wird ihm mehr zu Theil. Aber auf Volk und Völkerunterschiede kommt es nicht mehr an. Es sollen aus allerlei Volk diejenigen herzugeführt werden, welche Gott versehen hat. Darum gehen ja auch, seitdem Petrus bei Gelegenheit der Geschichte Cornelii von Gott belehrt ist, die Boten zu Juden und Heiden und machen sie mit der Geschichte JEsu bekannt. Ihn müßen sie alle kennen lernen und Seiner Auferstehung Botschaft, Seine Siegsgeschichte muß allen Creaturen kund werden, auf daß ja unter allen Völkern kein erlösungsbedürftiges Herz verloren gehe. Dafür sei dem HErrn ewiger Dank!


Am Sonntage Quasimodogeniti.
1. Johannis 5, 4–10.

 WEr ist Der, der da kommt mit Waßer und Blut, nicht mit Waßer allein, sondern mit Waßer und Blut? Aus Seiner Seitenwunde quillets und strömt es, Waßer und Blut, nicht Waßer allein, sondern Waßer und Blut. Unter den Gemeinden wandelt Er mit Waßer und Blut, mit dem gnadenreichen Waßer des Lebens und mit dem Blut der Besprengung. Und von Seinem Munde geht aus ein Wort voll Geist und Leben und gibt Zeugnis unserm Geiste wunderbar. Wer ist Der, von dem im Worte, im Waßer, im Blute ein unvergängliches Zeugnis aufgerichtet ist für diese Welt? Von dem im Himmel ein dreieiniges, ewiges Zeugnis lebt? Dem ein auserwähltes Volk, durch das Zeugnis des Himmels und der Erde versammelt, anbetend zu Füßen liegt? − Er ist Derselbe, der am Kreuze gehangen, im Grabe gelegen und von dem Tode erstanden ist, der Sohn Gottes, unser HErr JEsus Christus. „Ich habe die Welt überwunden,“ sprach Er vor Seinem letzten Kampfe. Er hat sie auch überwunden. Ehre und Preis, Kraft und Stärke, Reich und Herrlichkeit ist Sein. Er ist ein König aller Könige, ein HErr aller HErren. Und Seine Leute, die Ihn nicht sehen, und Ihn doch sehen, weil sie an Ihn glauben, sind wie Er, Herren, Ueberwinder dieser argen Welt. Wir habens mit Augen gesehen und alle Welt hat es gesehen und die Jahrhunderte bezeugen es, daß die die Welt überwunden haben, welche an Ihn glaubten! Sie haben ihr Blut vergoßen und sind schmählich gestorben, aber hernach sind sie Meister geworden ihrer Widerwärtigen. Ihr Geist, ihr Glaube, ihr Wort, ihre Lehre hat gesiegt, hat Völker und große Könige überwunden und Recht behalten über alle Sprüche und Räthsel der Weisen! − Er und Seine Leute überwinden die Welt! − HErr ich bin Dein, ich in Dir, Du in mir. Laß mich die Welt überwinden und mit den zwölf Boten Deiner Herrlichkeit, mit allen Deinen heiligen Märtyrern Dir ewig danken, daß Deine Leute sind Dir gleich Ueberwinder aller ihrer Feinde.


Am Sonntage Misericordias Domini.
1. Petri 2, 21–25.

 DAzu seid ihr berufen,“ beginnt die heutige Epistel und weist damit auf die dem Texte vorangehenden Verse. Und diese Verse, wovon reden sie? „Das ist Gnade, so jemand um des Gewißens willen zu Gott das Uebel verträgt und leidet das Unrecht.“ Das ist der Sinn der vorausgehenden Verse, − zu leiden also das Unrecht, zu vertragen das Uebel um des Gewißens willen zu Gott, dazu sind alle berufen,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Evangelien-Postille für die Sonn- und Festtage des Kirchenjahres. Samuel Gottlieb Liesching, Stuttgart 1859, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Evangelien-Postille_Aufl_3.pdf/290&oldid=- (Version vom 14.8.2016)