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Ich bin dabei weder allein römischem, noch blos lutherischem, sondern auch uniertem, oder blos irgendwie protestantischem Vorgang gefolgt; denn die verschiedenen Parteien alter und neuer Zeit haben es ebenso gemacht. Um das, was ich sage, für die lutherische Kirche zu bezeugen, brauche ich nur z. B. auf den im Jahre 1559 zu Frankfurt a. M. erschienenen Kirchenkalender von Caspar Goltwurm hinzuweisen, der für jeden Tag eine oder etliche kurze Lebensbeschreibungen alter Christen darlegt. Für die neuere Zeit wird es hinreichen, auf den im Verlag der Decker’schen geheimen Oberhofbuchdruckerei zu Berlin erschienenen „Vergleichenden Kalender für 1855“ zu verweisen, welcher in seinem ersten Hauptrubrum unter dem Namen „Deutscher Kalender“ für jeden Tag einen oder mehrere Namen von ausgezeichneten Christen der alten Zeit benennt. Was hat man von diesen Namen, wenn man nicht weiß, wem sie angehören? Und wozu sollen Kalendernamen dienen, besonders für uns, die wir nicht mehr von Jugend auf den Cisio Janus lernen, nicht mehr gewohnt sind, mit diesen Namen die Tage zu bezeichnen und zu zählen, sondern uns längst angewöhnt haben, mit der puren Zahl zu zählen? Entweder laße man die Namen weg, oder man lerne sie kennen, und behalte sie alsdann oder merze aus und setze andere an die Stelle, zu denen man größere Lust hat. Wozu eine unverstandene Reliquie alter Zeit mit sich fortschleppen? Unsere Väter haben mit Bewußtsein die alten Kalender ihrer Gegenden, welche mehr oder minder auf dem Römischen