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achte, so mischt sich in meiner Darstellung ein durch Hochachtung gemildertes Urtheil über ihre Fehler mit der Hervorhebung solcher Dinge, namentlich einer hohen sittlichen Kraft, welche die Menschen unserer Zeit nun einmal nicht besitzen. Gerade mein Bekenntnis zur lutherischen Wahrheit neben einer ehrerbietigen Darstellung von Lebensläufen, wie sie gegenwärtig kaum vorkommen können, hat man nicht zu begreifen vermocht, während ich doch beides aufs innigste in mir vereinige, und wie in dem historischen und kirchlichen, so in dem ethischen Urtheil, Wahrheit und Gerechtigkeit anstrebe. Ich habe mich dabei auch, wie schon gesagt, überzeugt, daß viele von den alten Asceten und Ascetinnen bei aller Unklarheit der Begriffe doch nicht auf ihre Werke und Ascesen vertrauten, sondern auf Christum den Herrn, und daß ihr Grund bei Ausübung ihrer strengen Selbstzucht sehr häufig kein anderer gewesen ist als derjenige, welchen unsere Symbole anerkennen, nemlich der pädagogische. Daher kommt es dann auch, daß ich die Pein und Kasteiung, die sie sich angedeihen ließen, nicht lobender, aber ruhiger als andere ansah und darstellte.

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 Ich weiß nicht, ob ich völlig recht habe, aber mir ist es so, als ob der heftigste Widerspruch gegen die Rosenmonate hauptsächlich von Seiten derer komme, welche die Ehe, die Herrlichkeit und Heiligkeit des ehelichen Lebens dadurch angetastet glauben. Allein meine Burg ist das 7. Kapitel im ersten Brief an die Corinther, welches nicht blos den römischen, sondern auch den protestantischen Misbräuchen und Uebertreibungen in Sachen des sechsten