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Confession und confessionelle Entschiedenheit macht, die grundfalsch ist. Ich darf deshalb gegen die confessionellen Unterschiede nicht gleichgiltig werden, weil es Einigungspunkte der verschiedenen Confessionen gibt, und weil so viele mit mir ihre Kniee vor demselben Sohne Gottes beugen. Umgekehrt aber halte ich es auch für einen verkehrten Confessionalismus, kraft der Unterscheidungslehren, mit denen Gott uns begnadigt hat, die unläugbare Wahrheit mit Füßen zu treten, daß zwischen den Christen eine Einigkeit bestehe, welche über die Confessionsunterschiede hinausliegt, und daß daher allerdings auch die Verwandtschaft zu pflegen ist, die zwischen den Anbetern Jesu trotz der verschiedenen Confessionen besteht. Es ist mir ganz gleichgiltig, ob hiebei einer sagt, ich hätte früher diese Saite selbst nicht angeschlagen. Ich halte es kaum für der Mühe werth, nur zu bemerken, daß ich allerdings längst, z. B. in den drei Büchern von der Kirche, die Saite angeschlagen, zu oftmaliger Wiederholung aber weniger Ursache hatte. Was liegt an mir? Ich gehöre nicht zu denen, die den Sieg erst dann für vollkommen halten, wenn sie auch noch einen persönlichen Trumpf ausspielen können. Wie es auch sei, ich halte es doch in dieser Zeit für einen großen Fortschritt, wenn man bei confessioneller Schärfe confessionelle Ruhe besitzen und rücksichtich Anderer billiger und wahrhaftiger urtheilen kann, als es jetzt und früher so häufig geschah und geschieht. Ich bekenne es daher frei heraus, daß ich neben und bei, ja kraft der confessionellen Festigkeit und Zuversicht viele Christen, welche vor Luther, zur Zeit der selbsterwählten