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einmal sagen alle, aber doch manche von den Personen, um die es sich handelt, gerechtfertigt waren, ohne die Lehre von der Rechtfertigung zu kennen? Muß man diese notwendig kennen, um gerechtfertigt zu sein? Kann man den Glauben, der da rechtfertigt, nicht dennoch haben, auch wenn die Seele von vielem und großem Irrthum umwoben wird? Antworte auf diese Fragen Nein, und wende dann dies Nein, ich sage nicht auf die römischen Katholiken dieser Zeit, sondern auf die Lutheraner an, die vor deinen Augen sterben, und siehe dann zu, was deine Verwechselung der Person mit der Lehre dir für ein Thränenthal eröffnen wird! Mir ist, wenn irgend etwas, das Eine fest, daß ich allein aus Gnaden, allein durch Christi Blut und Wunden, allein aus Glauben, ohne alles Verdienst der Werke selig werden muß: darnach lehre ich Kinder und Alte, Gesunde und Kranke, Lebende und Sterbende, und wenn mir einer das läugnen wollte, so würde ich mich anders wehren, als wenn es die Frage gilt, ob die Lebensläufe heiliger Frauen Rosen- oder Dornenmonate zu nennen, zu loben oder zu tadeln seien. Dennoch, bei allem Fleiße in Lehr und Unterricht finde ich das protestantische Volk aller Orten hart und stolz, ich sage nicht bloß auf seine Werke, sondern gar auf Sünden, und eine erfreuliche, gottlob immerhin nicht allzuseltene Ausnahme ist es mir, wenn ich meine Pfarrkinder nur in einem gewissen Maße bußfertig, im, sei es auch schwächlichen Vertrauen auf Jesum, mit einigem Lichte über den Weg ihres Friedens sterben sehe. Gerade diese Lehre von der Rechtfertigung ist, so