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durch Lobpreisung der römischen Hierarchie ein so starker Rauch gemacht worden, daß er sich nicht mehr zu helfen wußte! Und wie leicht ist doch Luft und Licht zu bekommen, wenn man nur den Grundsatz allzeit treulich hält, daß nichts, als was das göttliche Wort befiehlt und einsetzt, eine göttliche Ordnung und für die Gewißen der Menschen verbindlich sein könne. Am Lichte des göttlichen Wortes zerfließt das ganze prächtige Schreckbild römischer Hierarchie und Succession so schnell in Nebel und nichts.

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 Petrus war der Fürst der Apostel, sagt man. Wolan, wir wollen dem Apostel Petrus nicht abläugnen, was aus dem N. Testamente, aus den Evangelien und der Apostelgeschichte deutlich hervorgeht, daß er eine Zeit lang – denn mehr ist doch nicht zu erweisen – ein Vorredner und Vorgänger der Apostel, also der Kirche gewesen sei. Er war es in Sünden, er war es in amtlichen Geschäften, weshalb ihn derselbe Mund Satan nannte, der ihn Kephas genannt hatte. Wir können kein Interesse haben, irgend ein Wörtchen der Schrift zu läugnen; und wenn Petrus erweislich nach Christi Sinn und Wort ein Fürst der Apostel hätte sein sollen, wir würden die ersten sein, welche, vom Grundsatz der Schriftmäßigkeit gedrungen, ihm zugeständen, was ihm Christus zugesprochen hätte. Allein wie steht es mit der dogmatischen Begründung der Lehre vom Primat? Sie ist nicht von dem factischen, zeitweiligen Hervortreten Petri abhängig, sondern vom Munde des HErrn. Wie wenn sichs nun ergäbe, wie es sich denn ergibt, daß jene oft gemißbrauchte Stelle: „Du bist Petrus und auf diesen Fels“ etc. von der überwiegenden Mehrzahl der Kirchenväter in unsrer, nicht in römischer Weise ausgelegt wird? Wie wenn römische Dogmatiker selbst dies zugeständen? Wie wenn überhaupt keiner in jener Stelle einen Petrus zuließe, dem das Wort: „Du bist“ etc. aus anderem Grunde zugesprochen würde, als blos wegen des gethanen Bekenntnisses: „Du bist Christus?“ Wie wenn also im Sinne des Altertums keine, auch gar keine Nachfolge Petri ohne reines Bekenntnis denkbar wäre? Wie wenn sichs erweisen ließe, daß selbst Cyprian – auch in seinen stärksten Stellen nie daran gedacht habe, Petro etwas weiter zuzugestehen, – als nur ein Anfangs und Ausgangspunkt