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sie? Wenige aber sind es, die auf dem schmalen Wege gehen. Bring die Wage herzu, sag ich dir, und wieg! Sieh dann wie viel Spreu auf wenig Körner geht. (Vide pauca grana, quantam paleam leves.)

 Arnobius schreibt: „Ganz wohl vermag die christliche Religion ohne Anhang zu stehen, und nicht damit wird sie als wahr erwiesen, daß ihr viele Leute Beifall geben, daß sie Ansehen von Menschen nimmt. Sie ist mit ihren Kräften zufrieden und ruht auf den Grundfesten ihrer Wahrheit. Sie wird ihrer Kraft nicht beraubt, auch wenn sie keiner vertheidigt, ja wenn alle Zungen sich wider sie erheben und anstrengen und sich leidenschaftlich zusammenschwören, ihren Glauben auszurotten.“

 Tertullianus hält es für leichter, mit einem großen Haufen zu irren, als mit wenigen die Wahrheit liebend zu umfaßen. Und Hieronymus sagt einem Pelagianer geradezu: „Daß du viele Genoßen hast, macht dich mit nichten katholisch; im Gegentheil, es beweist, daß du ein Ketzer bist.“ (Multitudo sociorum nequaquam te catholicum, sed haereticum esse monstrabit.)

 Es ist doch so einfach, und die Sache ist so klar. Wie nichtssagend, blendend allein für Geblendete ist das Geschrei der Menge und das Geschrei von der Menge! – Unsere Gegner selber müßen uns, wollen sie ehrlich sein, beistimmen, wenn wir die Kirche an ihrem Wort, nicht an ihrer Zahl erkennen: unter andern Umständen würden sie selbst den uralten Beweis belieben. Die Wahrheit ist Wahrheit, auch wenn sie in der Welt ganz einsam stünde. Sie war, was sie ist, ehe der Welt Grund gelegt ward, und wird dereinst auf unserm Staube stehen. Was Menge? Nur das Apostolische ist katholisch, und wer es hält, seien es viele oder wenige, die gehören zur katholischen Kirche und können ihrer Gemeinschaft gegenüber unreineren Particularkirchen gar wohl den edlen Namen zueignen. Per synecdochen nenne sich die lutherische Kirche getrost auf Erden katholisch; sie schlägt damit die ihr unbekannten Kinder Gottes in anderen Gemeinschaften mit nichten ins Angesicht, vielmehr werden diese dermaleins selbst das Amen dazu sprechen. Als man 1528 im Lande zu Franken reformirte, bewies der Abt Schopper von Kloster Heilsbronn vor dem Markgrafen und seinen