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sondern dem Worte selber zuzuschreiben, welches gelesen werde, und der Taufe, welche wirksam bleibe, wofern nur die Form der Einsetzung gemäß sei und die Irrlehre nicht eben die Substantialien dieses Sacraments betreffe. Deshalb sage auch Augustinus, man könne behaupten, daß die Ketzer selbst nach ihrer Trennung von der Kirche noch zur Kirche gehören, wegen der Sacramente, die sie etwa noch richtig verwalten.

(„Denique etiam pertinaces haeretici quandoque retinent aliquid ecclesiae, videlicet sacramentum baptismi et partem quandam verbi incorruptam, unde etiam per haereticum et corruptum ministerium Deo generantur filii et filiae (Ezech. 16, 20 & 23, 37.), ubi pretiosum a vili, aurum a scoriis, divinum ab humano accurate discernendum. Conversio hominum per verbum ac regeneratio per baptismum in coetu haereticorum non est tribuenda opinionum haereticarum fermento, sed ipsi verbo, quod ex libris biblicis praelegitur, et baptismo, qui efficax est, etiamsi per haereticos administretur, modo institutionis formam observent, de substantialibus hujus sacramenti recte sentiant. Inde Augustinus lib. III. de bapt. c. 19. disputat, posse dici, haereticos esse adhuc aliquo modo in ecclesia, etiam postquam ab ea exierunt, propter sacramentorum administrationem, quia etiam ipsi quaedam sacramenta vere administrant.“ §. LIX, V.)

 Man könnte vielleicht ein Bedenken erheben und sagen: „Ist es möglich, daß man durch das Wenige selig werde, was manche Kirchengemeinschaft von der Wahrheit noch übrig hat?“ Aber für’s erste ist es unbestritten, daß viele Tausende von Kindern durch die Taufe bei frühem Tode selig werden. Und was die Erwachsenen anlangt, so würden überall nur wenige selig werden, wenn die Seligkeit von einem Ergreifen der vollkommenen Wahrheit abhienge, wenn es nicht möglich wäre, bei minderer Erkenntnis durch Stücke der Wahrheit selig zu werden.

 Nimm irgend eine Gemeinde, und denke dir, du seiest ihr zum Pfarrer verordnet. Setze den Fall, du würdest zum Krankenbette eines Menschen gerufen, welcher niemals im Leben des göttlichen Wortes