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1. Die sichtbare Kirche ist überall, wo es Berufung und Berufene gibt.


 Da die sichtbare Kirche eine Versammlung von Berufenen ist, so muß man zugestehen, daß sie überall ist, wo Gottes Berufung erschallt und wo es deshalb Berufene in dem obenangegebenen Sinne gibt.

 Philipp Nicolai, der Sänger des köstlichen Liedes: „Wie schön leucht uns der Morgenstern“ etc., zugleich aber auch einer der gefürchtetsten Kämpfer für die evangelische Kirche gegen allerlei Irrlehren, hat ein Buch über das Reich Gottes geschrieben. Der Inhalt dieses Buches, so weit er historisch oder geographisch ist, möchte, so überraschend er auch in gewisser Beziehung ist, doch für unsre Zeiten nicht ausreichen; aber aus diesem Buche des strengen Lutheraners können wir vielleicht recht deutlich zeigen, in welchem Sinne wir die sichtbare Kirche überall erkennen müßen, wo es Berufung und Berufene gibt. Nicolai schildert im ersten Theile des genannten Buches die Ausbreitung des Christenthums über die Erde hin. Er führt den Leser vom hohen Norden aus in alle Lande. Grönland, Island, Lappland, die orchadischen, shetländischen, Faröer-Inseln, die russischen, die der Gewalt der Türken unterworfenen Lande, Arabien, Persien, Indien, China etc., Africa, America werden durchwandert. Ueberall wird der Zustand des Christenthums erforscht und die Missionen der Römer und ihrer Jesuiten werden besprochen. Und zwar geschieht das alles mit so viel Anerkennung und mit einer so unverholenen Freude an dem Guten, was etwa gesagt werden kann und darf, daß man nur nicht gleich begreift, wie der