Seite:Wilhelm Löhe - Drei Bücher von der Kirche.pdf/4

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Vorwort.




 ALle reden in unsern Tagen von Kirche. Jedermann ahnt, daß Kirche kein bloßer Name sei. Die Wenigsten aber wißen, was hinter dem Namen für ein liebes, lichtes Reich verborgen ist. Die Laien wißen wenig von Kirche, und die Theologen? Sie hoffen zum Theil, daß der Wißenschaft vorbehalten sei, endlich einmal über diesen dunkel genannten Gegenstand erwünschtes Licht zu verbreiten. Vielleicht stehts aber doch nicht so schlimm, daß die Schülerin, die Wißenschaft des Tages, erst nach 1800 Jahren Gottes hochgeborene Tochter, Jesu Christi Braut, in die Welt einführen müßte. Vielleicht ist doch die Lehre von der Kirche nicht in den erträumten Kreiß derjenigen Lehren zu versetzen, deren völliges Verständnis die Schule zu geben vorhat. Vielleicht ist von den Vätern längst und von Anfang an erkannt worden, was Kirche sei. Vielleicht sind wir nur noch nicht reif geworden für die Lehre von der Kirche, die so schön, so mild und doch so völlig abgegränzt, von unsern Vätern beschrieben ist. – Wir kranken noch immer an dem Intermezzo, das die Geschichte unterbrechen wollte.

 Wie oft hat der Unterzeichnete im Geschwätz der Meinungen gewünscht, daß sich doch jemand des Volkes erbarmte und ihnen etwas sagte, die irrenden Gedanken auf die rechte Bahn zu lenken! Wie sehnlich hat er darauf gewartet, daß einer einmal dem Publicum der sogenannten Gebildeteren unter den Christen (denn die sinds in der Regel noch allein, welche die