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zu befreien, und sie also zu unterstützen, daß das helle Licht desto leichter durch die Finsternisse der Menschen schlägt.

 Denn das ist gewis: alle Finsternisse, die man der Schrift nachgesagt, sind nicht am Himmel der Schrift, nicht Flecken ihrer Sonne, sondern im Herzen des Menschen und in seinem Auge sind sie. Und alle Mißverständnisse des göttlichen Worts, durch die man die ärgste Lüge, daß der Geist des HErrn nicht klar und deutlich gesprochen habe, beschönigen möchte, – in der Blindheit und Bosheit der Menschen haben sie ihren Grund. Es geht dem Worte, wie dem HErrn, von dem es stammt: „Bei den Frommen ist es fromm, bei den Heiligen heilig, bei den Reinen rein, – bei denen, die gerne zum Lichte kommen, ist es Licht und führt zur lichten Kirche, die in seinem Schein und seiner Wärme lebt; aber bei den Verkehrten ist es verkehrt – und bei den Kindern der Finsternis, die von der Kirche wichen, ist es eitel Finsternis.“

 Gelobt aber sei der Vater, bei welchem ist die lebendige Quelle und in dessen Licht wir sehen das Licht!


7. Es fehlte der Kirche niemals ihr heller Mittelpunkt.


 Wenn man das Wort der Apostel als den Einigungspunkt der Kirche bezeichnet; so gibt es Menschen, die aus Besorgnis, es möchte etwas Unstatthaftes behauptet werden, oder aus schlimmeren Gründen darauf aufmerksam machen, daß die Kirche doch älter sei, als die apostolischen Schriften des Neuen Testamentes und daß also gerade im ersten Anfang der Kirche, wo ihre Einigkeit am schönsten blühte, die Kirche den von uns gerühmten Mittelpunkt nicht gehabt habe. Ja, sie behaupten, daß die Schriften der Apostel erst von der Kirche ihr Ansehen empfangen haben, und es muß darnach scheinen, wie wenn die Kirche größeres Ansehen, als die Schriften der Apostel, gehabt hätte, – denn ihr Ansehen wäre ja da auf die Schriften der Apostel übergegangen.

 Diesen Einwendungen gegenüber läugnen wir nicht, daß die erste