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sondern eine Behauptung, die sich an jedem Gewißen bewährt, daß der Einklang der hellen, klaren Stellen der Schrift, welche man den Kindern ins Spruchbuch sammelt, die Regel des Glaubens und der Schriftauslegung sei, daß an ihnen, als am Klaren, alles Unklare sich lichten müße. Dagegen aber ist es Zweifel an Gottes Wahrheit, wenn man fürchtet, es möchte in unverstandenen Winkeln der Schrift Dunkelheit verborgen sein, welche die hellen Sterne der Glaubensregel und Kindersprüche auslöschen könnte. Auch hat sich die Schrift immer erwiesen in ihrer Klarheit. Es gibt gewisse Kirchengemeinschaften, die freilich keinem ihrer Angehörigen versprechen können, daß ihre Unterscheidungslehren sich vor jedermanns Auge aus der Schrift rechtfertigen werden, die nicht auf den Wortsinn provociren und an ihn appelliren, keine klaren Stellen aufzeigen können. Diese werden auch keinen einzigen Menschen aufzeigen können, der durch Lesen der Schrift ohne beigegebene menschliche Erklärung auf ihre unterscheidenden Lehren gekommen wäre. Dagegen treten von Ur an Tausende und aber Tausende auf, welche durchs Lesen der Schrift zu einerlei Glauben, nämlich zu dem uralten Glauben der Kirche gekommen sind. Ob Du die Zeit der ersten Jahrhunderte oder eine spätere, etwa die der Waldenser, der Reformation, der Spenerschen Zeit, der jüngsten Erweckungen ansiehst, – ob Du die Bibel nach Italien oder Spanien oder Tyrol begleitest, – Du wirst immer finden, daß ihre Klarheit dasselbe Eine Licht kirchlicher Erkenntnis in den Seelen gewirkt hat. Und mögen drum in der Verbreitung der h. Schriften, wie sie in der neuen Zeit durch Bibelgesellschaften geübt worden ist, so manche Extravaganzen, so manches Carricaturmäßige sich finden; das ist bei allen großen Dingen der Fall, und eins bleibt denn doch wahr, daß diese Bibelgesellschaften mit ihren Borrows, die Leib und Leben freudig wagen, gewaltige Zeugnisse sind für die Klarheit der h. Schrift, ohne welche ihr Bemühen sinnlos und unnütz wäre. Sie sind Riesendenkmale Einer Lehre: „die Schrift ist nütze zur Lehre“ – und wer das weiß und glaubt, fürchtet sie nicht, sondern segnet sie und sucht sie von Tand und Thorheit