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noch dauern wird, daß die Kirche in der sproßenden Geschichte stehen und die Zeiten überwinden wird, das weiß ich nicht; auch weiß ich nicht mit voller Sicherheit zu sagen, ob die letzte Blüthenzeit der Kirche gekommen ist und wie viele noch kommen werden; aber zweierlei weiß ich gewiß. Ich weiß, daß die alte Kirche gegenwärtig blüht und zwar in dem, was wir „unsre Kirche“ nennen, – daß der Strom der Jahrhunderte und Jahrtausende, der Strom von Anfang, durch unsre Gränzen fließt, – daß dieser Strom deshalb nicht neu wird, weil er vor drei Jahrhunderten Wittenberg umspielte, oder weil wir Kinder von gestern die Gnade haben, an seinen Ufern zu wohnen. – Und ferner weiß ich, daß der Strom nicht aufhört zu strömen, so lange die Zeit der Welt währt, – daß die Kirche nicht ausstirbt, so lange die Sonne und der Mond scheinen. Eingeengt werden kann der Strom, sich unter Berg und Hügeln den Sinnen oberflächlicher Betrachter entziehen – auf eine Zeit lang; aber versiegen kann er nicht; denn es muß allezeit Eine heilige Kirche auf Erden sein. Denn „Gott erhält Seine Stadt ewiglich, Sela!“ (Ps. 48, 9.) und „Sein Königreich wird nimmermehr zerstört werden“ (Dan. 2, 44.). Er wird alle Völker dazu berufen (Mtth. 28, 20.) und zu dem Werke bei Seinen Knechten sein „alle Tage bis an der Welt Ende.“ Gleichwie der Mond abnimmt und zunimmt, aber dennoch am Himmel bleibt; so ist nicht immer einerlei Glanz um die Kirche hergegoßen; aber sie geht dennoch unverrückt ihren stillen, verheißungsvollen Gang. Gleichwie die Wolken Sonne und Mond verdecken, so hat auch die Kirche ihre trüben Tage. Aber gleichwie die Wolken nimmermehr den Glanz sonnenheller Tage und mondheller Nächte völlig wegnehmen können, gleichwie auch trübe Tage und trübe Mondnächte noch Licht übrig behalten, und sehende Augen den Stand der Sonne und des Mondes wohl finden können; so ist auch die Kirche niemals so verdunkelt, daß sie von sehenden Augen nicht gefunden werden könnte.

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 Gelobt sei Gott, der ewige König Seines unsterblichen Reiches! Gelobet sei ER, der ewige Bräutigam der unsterblichen ewigen Kirche! Gelobt sei der HErr, der h. Geist, der in allen Zeiten eine auserwählte