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Engel, – und zu der Gemeine der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten, und zu dem Mittler des neuen Testamentes JEsu, und zu dem Blut der Besprengung, das da beßer redet, denn Abels.“ – Hier sehen wir wie in einem Gesichte die ganze Kirche. Wie vor unsern Augen erhebt sich der Berg Zion. Seinen Gipfel krönt die himmlische Stadt Jerusalem. Drinnen ist um Gott und Seinen Christus her die triumphirende Kirche, bestehend aus vielen tausend Engeln, aus der Gemeine der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, aus den Geistern der vollkommenen Gerechten, welche außer dem Leibe wallen. Und den Berg hinan, dem Gipfel zu, zur Stadt, die gebaut ist, daß in ihr die Stämme zusammenkommen sollen, wandelt ein unabsehbarer Zug noch mit dem Leibe bekleideter Menschen. Etliche sind dem Gipfel und den Thoren der Stadt schon so nahe, daß sie bereits das Morgenroth der Ewigkeit bestrahlt, während andere noch weit unten am Fuße des Berges gehen, noch in irdisches Dunkel eingehüllt sind, noch keinen Strahl der Ewigkeit auf der Stirne haben. Sie gehören aber doch alle schon zur Stadt auf dem Berge, zum himmlischen Jerusalem; denn ihnen, den Lebendigen, ruft der Apostel zu: „Ihr seid gekommen zum Berge Zion etc.“ Sie haben auch schon ihren „Wandel, ihr Bürgerrecht, ihre Wohnung“ drin. Der pilgernden Kirche ganzes Ziel ist jenseits, hier eilt sie davon, dort ist ihr Bleiben; sie fühlt sich gleichen Looßes mit denen, die da überwunden haben, sie ist mit ihnen Eine ewig verbundene Schaar.

 Was trennt uns nun, die wir pilgern und streiten, von denen, die daheim sind und triumphiren? Gewis, nur wenig! Sähen wir uns in der Verbindung mit Zion, in welcher uns der Apostel darstellt, so würden wir es für ein Kleines halten, daß wir pilgern und streiten. Ja, es ist so gar alles am Schauen gelegen, daß wir, wenn wir sähen, weder pilgern, noch streiten würden, so wenig als die Engel, die mitten unter uns pilgern und streiten, aber dabei Gott schauen und Seine Herrlichkeit.