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zu hindern und dem Worte keine Art und Weise des Wirkens aufzudrängen, welche sich für dasselbe nicht eignet. Der Prediger verkündet das Heil in Christo JEsu mit dem Bewußtsein, daß nicht seine Zuthat, sondern der edle Inhalt des Wortes die Seelen von der Welt sondern und Gotte nahbringen müße. Zwar ist es natürlich, daß der Prediger glaubt und darum redet, und es ist ein häßlicher Widerspruch, zu predigen und selbst nicht zu glauben; aber ein rechter Prediger will nicht durch Darlegung seines Glaubens und Erfahrens die Wahrheit empfehlen; er würde damit nur sich empfehlen; vielmehr sucht er sein Volk dahin zu bringen, daß es mit jenen Samaritern sagen könne: „Wir glauben hinfort nicht mehr um deiner Rede willen, sondern wir haben selbst erkannt und geglaubt, daß dieser ist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.“ Ein aufrichtiger Prediger tritt deshalb zwar nicht absichtlich zurück, aber er tritt auch nicht absichtlich vor, sondern er kommt mit dem Wort und das Wort mit ihm; er ist ein einfältiger treuer Zeuge des Wortes, und das Wort zeugt für ihn; er und das Wort erscheinen wie Eins. All sein Predigen ist auf heiliger Ruhe basirt. Auch wenn er straft und ihn der Eifer um Gottes Haus frißt, ists nicht der Zorn der unruhigen Welt, sondern der Zorn des unverletzbaren, friedenreichen Gottes, welcher in ihm erwacht. Nicht er ist es hauptsächlich, der da redet, sondern der HErr in ihm und durch ihn und seine Amtsführung ist des HErrn würdig. Alleweg ist es das Maß männlicher Reife, welches den kirchlichen Prediger auszeichnet.

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 Im großen Vertrauen auf das göttliche Wort verschmäht er deshalb jeglichen Methodismus. Er hat eine Methode, die der fach- und wortgemäßen Einfalt; aber gerade diese ist keines Methodismus fähig. Er will weder durch menschliche Beredsamkeit, noch durch Gefühlserregungen, noch durch das unreinere Mittel aufgereizter Nerven dem HErrn JEsu Freunde gewinnen. Nicht die Unruhe der Erweckung ist es, worauf er ausgeht, sondern der Umschwung göttlicher Gedanken. Gleichwie die Berufung zur Erleuchtung fortschreitet und jeder Fortschritt im innern Leben durch einen Fortschritt der Erkenntnis bedingt wird; so sucht er auch vor allen Dingen die heiligen Gedanken des göttlichen