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HErr und Sein Geist! „Wenn Er uns demütigt, macht Er uns groß!“ Er führe uns in unwandelbare Demut, aber auch zum Genuße alles dessen, was der reinen Kirche gebührt!


3. Sie ist die einigende Mitte der Confessionen.


 Eine unbefangene und unparteiische Vergleichung der lutherischen Lehre mit den Lehren der andern Kirchen, namentlich mit den Lehren der römischen und reformirten Particularkirche ergibt, daß sie in allen Unterscheidungslehren zwischen beiden die gerechte Mitte hält, daß sie die Mitte der Confessionen ist. In keiner einzigen Lehre vertheidigt sie ein Extrem, sondern überall bietet ihre Lehre die allein mögliche Vereinigung und Union der in den verschiedenen Particularkirchen sich ausprägenden extremen Gegensätze. Und zwar ist gerade in dem letzten symbolischen Buche, in der Concordienformel das zur Vollendung gekommen. Man nehme die Lehre vom h. Mahle, so wird man finden, daß beim Abendmahl des Römers das himmlische Gut das Element, beim Abendmahl des Reformirten das Element das himmlische Gut verdrängt, daß aber im Abendmahl der wahren Kirche beides in schönster Vereinigung erscheint, wie es Christus eingesetzt hat. Man nehme die Lehre vom freien Willen und der Notwendigkeit, so wird man finden, daß der Prädestinatianer dem Willen des Menschen, der Pelagianer dem Rathschluß des Allerhöchsten zu nahe tritt; dagegen lehrt die Concordienformel, fern von vernünftelnder Consequenz und Einseitigkeit, wie der Rathschluß des Allerhöchsten und der Wille des Menschen ohne Prädestinatianismus und Pelagianismus zusammengehen. Und wie in diesen beiden Unterscheidungslehren, so in allen; überall trennen die andern Confessionen, wo die unsrige die schöne Verbindung und Versöhnung dessen zeigt, was in den Gegensätzen Wahres liegt. Nirgends hat unsre Lehre einzelne Worte der Schrift auf die Spitze getrieben, sondern überall ist ihr durch Vergleich der scheinbar widerstrebenden Sprüche die Wahrheit Gottes in schöner Form und Begränzung zugekommen. Gleichwie sie gegenüber dem Altertum nicht