Seite:Wilhelm Löhe - Drei Bücher von der Kirche.pdf/101

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dinge heimkehren soll, bis ans Ende die Kirche, das Werk des Wortes, welches Gott beschworen hat. Auf das Wort laßt uns schauen, im Worte einig sein! Es verkündigt sicherer, als der Regenbogen, Gottes Gnade und die Dauer der Kirche. Mögen unsrer Kirche Verfaßungen, ihre Ordnungen, ihre Zucht weit hinter dem zurückbleiben, was sie sein sollten und könnten! Mögen wir das beweinen! Zu verzagen ist deshalb nicht. Die Kirche bleibt in der Wüstenei, bleibt duftend, wie die Rose auf Dornen, so lange nur Wort und Lehre leben und im Schwang gehen. Es ist alles zu hoffen, wenn das Wort und die Lehre walten. Darum vor allem ums Wort laßt uns beten. Verfaßung, Ordnung, Liturgie und Zucht können mangeln und dennoch Tausende selig werden, wenn das Wort nur da ist. Am Wort liegts gar. Wir können es nicht entbehren! Keine Vergebung, kein Friede im Leben, keine Hoffnung im Tode, keine Seligkeit im Himmel, – kein Vaterunser hier, kein Halleluja dort gibt es, wenn wir das Wort nicht haben! Ums Wort beten wir unbedingt! Fürs Wort geben wir alles andre! Die ganze Welt schenken wir nöthigen Falls dem Römer, wenn wir das Wort behalten. Das ist mehr als Episcopat, mehr als Succession, – es ist die Quelle von allem Guten und der Tod aller Eitelkeiten!

Erhalt uns, HErr, bei Deinem Wort!


9. Heiligkeit des Lebens ist kein Kennzeichen der Kirche, am wenigsten im römischen Sinne


 Heiligkeit des Lebens kann nicht Kennzeichen der Kirche sein. Denn entweder ist sie inwendig oder auswendig. Ist sie inwendig, so kann sie von Menschen, die da sehen, was vor Augen ist, nicht erkannt werden, also auch nicht zum Kennzeichen der Kirche dienen. Ist sie auswendig, so ist sie vielleicht erheuchelt und Schafpelz, kann also nicht zu einem sichern Kennzeichen der wahren Kirche dienen. Deshalb hat auch der HErr vor denen, welche ihre falsche Lehre mit dem Schafspelz äußerlicher Werke zu schmücken suchen, Matth. 7, 15