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voll Hunger und Durst nach Frieden des Gewissens, voll Vertrauen auf den ewigen Fürbitter Christo und sein Verdienst sich zum himmlischen Vater wendet, um Vergebung zu erlangen, so wird im Himmel nach den Verheißungen Gottes, die Vergebung und ewiges Leben allen gläubigen Sündern zugesprochen, der Schuldbrief des Menschen zerrissen, seine Schuld versenkt in ein Meer der Gnade, um nie wieder, auch nicht im Gerichte, zum Vorschein zu kommen – der Mensch wird los- und freigesprochen von Dem, welcher der einzige Richter aller Lebendigen und Toten ist, und er kommt nicht mehr ins Gericht, er ist vom Tote zum ewigen Leben durchgedrungen. Und wenn ein solcher Mensch nach der Ordnung Gottes sich an seinen Hirten wendet, um durch ihn seines Gebetes Erhörung, Vergebung und Frieden zu empfangen, – wenn er, um allewege Demut zu üben und nichts zu werden, sich nicht schämt, vor einem berufenen Diener sich darzustellen als einen, der traurig ist, auf daß er nach JEsu Verheißung getröstet werde, – wenn er keinen andern Trost verlangt, als den Trost des Amtes, das die Versöhnung predigt, als den Trost aus JEsu Wunden, aus dem Schatze Seines reichen, für alle genugsamen Verdienstes: so bringt ihm der berufene Diener die Absolution Gottes, welches dem sehnsüchtigen Herzen ebenso erwünscht, erquickend und erfreuend ist und ein ebenso gewisses Zeichen, daß die Wellen und Wogen des göttlichen Zorns und Gerichts verlaufen sind,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/71&oldid=- (Version vom 17.7.2016)