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Welch’ ergreifendes Leben, wenn sie aus dem Munde eines Sünders dringt, der, nachdem er sie, wie Petrus am See Tiberias selbst erfahren, den ausdrücklichen Befehl des HErrn ausübt: „Stärke deine Brüder!“ „Weide meine Lämmer! Weide meine Schafe!“ Glaubwürdig und zu JEsu Christo lockend ist die Erzählung eines jeden begnadigten Herzens, welches andern zum Trost von dem HErrn erzählt, welcher ihm seine Sünden vergeben hat! Aber doppelt glaubwürdig, mit gewaltiger Kraft zum Friedefürsten tragend, ist das Zeugnis eines Menschen, der Befehl hat, durch die in Stellvertretung Gottes gesprochene Absolution die befriedigende, seligmachende Erfahrung andern mitzuteilen! – Wohl dem, der, ohne an einen Seelsorger sich abgöttisch zu hängen (denn verflucht ist, wer auf Menschen vertraut), glauben kann, daß des Seelsorgers Worte Gottes Worte, Gottes Tröstungen sind!

 Ähnliches kann von dem Bindeschlüssel gegenüber sicheren Seelen, die ohne Recht sich das Evangelium anmaßen, gesagt werden.

 Anmerk. Trefflich ist, was Luther 1533 an die zu Frankfurt am Main schrieb:
 „Das andre Stück in der Beicht ist die Absolution, die der Priester spricht an Gottes Statt. Und darum ist sie nichts anderes, denn Gottes Wort, damit Er unser Herz tröstet und stärkt wider das böse Gewissen, und wir sollen ihr glauben und trauen als Gott selber. Wer aber so blind ist, daß er solches nicht sieht, oder so taub, daß er’s nicht hört, der weiß freilich nicht, was Gottes Wort

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/61&oldid=- (Version vom 17.7.2016)